Kommt die Kostenwende? Lidl-Chef äußert sich zu den hohen Preisen – Nachdem es mit den Preisen lange Zeit nur noch bergauf ging, machten erste Meldungen über nun wieder günstiger werdende Produkte Hoffnung auf eine Trendwende. Dieser nimmt Christian Härtnagel, seines Zeichens Chef von Lidl Deutschland, ausgerechnet anlässlich des 50. Jubiläums seines Unternehmens jedoch den Wind aus den Segeln.

Zwar habe der Discounter bei über 700 Produkten die Preise gesenkt, vonseiten der „Bild“ direkt darauf angesprochen, wann die Preise seiner Meinung nach wieder sänken, antwortete Härtnagel jedoch vorsichtig: 

„Da traue ich mir keine Prognose zu.“

„Wir sehen bei der Teuerungsrate im April eine leichte Abwärtsbewegung. Das lässt hoffen. Aber wir sitzen noch häufig in Verhandlungen, bei denen Forderungen nach Preissteigerungen auf dem Tisch liegen. Es ist aktuell noch nicht so, dass wir uns ausschließlich über sinkende Einkaufspreise unterhalten.“

Erst am Mittwoch hatte Härtnagel im Hauptsitz der Deutschlandverwaltung in Bad Wimpfen erklärt: „Die Preissteigerungen, die wir teilweise auch berechtigt zahlen, können und wollen wir nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben.“

Er betonte außerdem, dass sein Unternehmen schnell auf Entspannungen auf den Rohstoffmärkten reagiere.

Im Interview mit der „Welt“ erinnert Härtnagel in diesem Zusammenhang daran, dass man etwa zu den ersten gehört habe, die Preise erst für Speiseöl, dann für Käse gesenkt hätten, und ergänzt: „Vor zwei Wochen haben wir Produkte aus dem Nudelsortiment um 20 Prozent dauerhaft reduziert. Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst.“

Entsprechend gehe man auch gut vorbereitet in die Verhandlungen mit Lieferanten: „Wir kennen die Inhaltsstoffe von Produkten, wir wissen, wie sich die Rohstoffpreise entwickelt haben, können Energie- und Personalaufwand kalkulieren. Wir verhandeln intensiv, manchmal dauert es auch länger, aber wir kommen meist gemeinsam zu guten Lösungen.“

So kommt es dann auch, dass Kunden bei Lidl derzeit nicht mit leeren Regalen zu rechnen haben. Einzige Ausnahme ist hier der Süßwarenhersteller Haribo.

„Wir sind hier bisher zu keiner Übereinstimmung gekommen, die Verhandlungen laufen. Mit unseren Eigenmarken haben wir aber auch immer eine gute Alternative im Angebot.“

Doch selbst mit dem stärkeren Fokus auf Eigenmarken, wie er vor dem Hintergrund eines heftigen Preiskriegs mit Markenlieferanten derzeit etwa auch beim Supermarkt-Riesen Edeka gesetzt wird, erwarten Handelsexperten auf lange Sicht kein Preisniveau wie vor der Inflation.

Kai Hudetz zufolge, dem Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln, sei aktuell eher damit zu rechnen, dass Discounter und Supermärkte verstärkt auf zeitlich begrenzte Angebote setzen werden.

Quelle: ruhr24.de