KlimawandelDroht Europa eine Eiszeit?

Wer einmal den Katastrophenfilm „The Day After Tomorrow” aus dem Jahr 2004 gesehen hat, konnte verfolgen, was passiert, wenn der Golfstrom komplett und blitzartig einbricht. Im Film brach eine katastrophale Eiszeit über den Planeten herein. Was im Hollywood-Blockbuster Fantasterei und düstere Umweltfiktion war, könnte aber zur Realität werden. Doch wie passt die aktuelle globale Erderwärmung damit zusammen?
Die Befürchtung der Wissenschaftler, dass der Golfstrom durch den Klimawandel einbrechen könnte, beschäftigt die klugen Köpfe schon lange. Nun liefern zwei neue Studien Hinweise darauf, dass das wichtige Strömungssystem, welches bis dato Europa immer relativ mildes Klima beschert hatte, schwächelt.
Im Detail lassen demnach die warmen Wassermassen nach, die aus dem Golf von Mexiko und Florida zu uns strömen, weshalb das Wasser vor Europa kalt bleibt. Generell muss man sich den Golfstrom auf der Nordhalbkugel quasi als gigantische Wärmepumpe vorstellen.
Die scheint so langsam nicht mehr zu funktionieren, um es salopp auszudrücken. Zwei neue Studien liefern Belege für diese Abschwächung des Golfstroms. Der sogenannte „Floridastrom-Beleg“ (Studie von Christopher Piecuch von der Woods Hole Oceanographic Institution) besagt, dass ein Teil des Golfstromsystems, das sich entlang der Küste Floridas bewegt, seit den letzten 110 Jahre extrem abgeschwächt hat.
Der sogenannte „Salzgehalt-Beleg“ (Studie von Forschern der Peking University und der Ohio State University) beweist anhand von Messdaten, dass es durch die Abschwächung der Golfstromzirkulation zu einer Ansammlung von Salz im subtropischen Südatlantik gekommen ist. Alles Indikatoren für ein nicht mehr rund laufendes Strömungssystem.
Aktuell spüren wir hier in Europa die Auswirkungen des wackelnden Golfstroms inklusive der neuen Kälteblase im Atlantik anhand von extremen Hitzewellen. Durch den Jetstream bekommen wir im Westen sonst immer viel Feuchtigkeit ab.
Doch durch die Kälteblase wird dies nach Süden abgelenkt, weshalb die Hitze die Hitze aus Südwesten bis nach Nordeuropa voranschreiten kann. Weitere Auswirkungen sind die abnehmenden Niederschläge im Sommer sowie die Zunahme von Stürmen im Winter. Aktuell wird mit aller Vehemenz daran geforscht, welche weiteren Auswirkungen der schwächer werdende Golfstrom mit sich bringt.
Stefan Rahmstorf, Klima- und Meeresforscher und Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): „Wenn wir die Erderwärmung weiter vorantreiben, wird sich die Golfstromzirkulation weiter abschwächen – um 34 bis 45 Prozent bis zum Jahr 2100. Damit könnten wir dem Kipppunkt, ab dem die Strömung instabil wird, gefährlich nahekommen.“
Quelle: wetter.de