Kinderschutzbund höchst besorgt: Ämter wollen Familien bei Corona-Quarantäne trennen – Das Robert-Koch-Institut berichtet nach vielen Wochen nun erstmals wieder über steigende Fallzahlen – die Spitze einer Tendenz. Während der steigenden Corona-Infektionszahlen werden auch neue Ansteckungen in Kindertagesstätten verzeichnet. Nun haben einige deutsche Gesundheitsämter Eltern angeschrieben, deren Kita-Kinder in Quarantäne müssen – und eine unfassbare Anordnung erlassen.

Nachdem in einer Kindertagesstätte in Dreieich im Kreis Offenbach eine Corona-Infektion bei einem Kind nachweislich festgestellt worden war, schickte man die Familie nach dem üblichen Muster für 14 Tage zu Hause in Quarantäne. Ein üblicher Vorgang. Doch ein späteres Schreiben des örtlichen Gesundheitsamtes an die Eltern weiterer Kinder, die in dem Kreis von einer Quarantäne betroffen sind, macht hellhörig.

So heißt es dort etwa: „Ihr Kind muss im Haushalt Kontakte zu anderen Haushaltsmitgliedern vermeiden, indem Sie für zeitliche und räumliche Trennung sorgen (keine gemeinsamen Mahlzeiten. Ihr Kind sollte sich möglichst allein in einem Raum getrennt von den anderen Haushaltsmitgliedern aufhalten).“

Seit dem Bekanntwerden des absurden Schriebs sorgen die Anordnungen für offene Münder. Aus einem Bericht des „Focus“ und der „Neuen Westfälischen“ geht hervor, dass weitere Gesundheitsämter in drei Bundesländern ähnliche Forderungen an Eltern richten, ihre Kinder in Quarantäne-Haushalten für die Gesamtdauer von der übrigen Familie abzusondern.

Dies solle auch für sehr junge Kinder gelten, die sich währenddessen in ihrem eigenen Zimmer aufzuhalten hätten. Bei Zuwiderhandlung, so berichtet die „Neue Westfälische“ wollen die örtlichen Gesundheitsämter entsprechend Kinder in geschlossene Einrichtungen einweisen und drohen dies auch an.

Nun tritt der Kinderschutzbund in Aktion, der bereits erste Meldungen von Eltern, die von solchen Maßnahmen betroffen sind, bekommen hat. „In mindestens einem Fall, der uns vorliegt, wird der Familie bei Zuwiderhandlung mit der Herausnahme aus der Familie des 8-jährigen Kindes gedroht“, heißt es vonseiten des Kinderschutzbundes.

Für Familien, insbesondere für Kinder, sei eine Quarantäne-Situation ohnehin schon hochbelastend: „Kinder in dieser Phase von ihren Eltern und Geschwistern zu isolieren, ist eine Form psychischer Gewalt. Der Kinderschutzbund empfindet diese Maßnahmen als unverhältnismäßig und nicht hinnehmbar“, konstatiert die Organisation.

Deren Präsident Heinz Hilgers fand unmissverständliche Worte zu der Sachlage für die Behörden: „Ich rufe die kommunalen Verantwortungsträgerinnen und -träger auf, in allen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie dem Kindeswohl und den Kinderrechten Vorrang einzuräumen.“
 

Zum Weiterlesen

Quelle: focus.de