Junge Liberale: Jugendorganisation der FDP fordert große Drogenreform – Wer erkennt, dass A falsch war, muss nicht unbedingt B sagen – so oder so ähnlich muss es dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach wohl durch den Kopf gegangen sein, als er hinsichtlich seiner Haltung zur Legalisierung von Cannabis eine öffentliche Kehrtwende hinlegte.

Der „Rheinischen Post“ sagte Lauterbach: „Jahrelang habe ich eine Cannabis-Legalisierung abgelehnt.“

Als Arzt sei er nun jedoch zu einem anderen Schluss gelangt: „Immer häufiger wird dem illegal verkauften Straßencannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lässt. Damit werden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben.“

Lauterbach zufolge verändere dieses neue Phänomen die Lage. Eine Legalisierung könnte dem verunreinigten Handel jedoch das Wasser abgraben: „Ich bin deswegen dafür, dass wir in einem möglichen Koalitionsvertrag mit Grünen und FDP einen Passus zur legalen und kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene formulieren.“

Aus Sicht der jungen Liberalen sollte die Regierung in Sachen Drogenreform jedoch noch größere Schritte wagen.

Jens Teutrine, Chef der Jugendorganisation der FDP, zur „Rheinischen Post“: „Statt den kleinsten gemeinsamen Nenner braucht es nun große Reformen, die weit über die Legalisierung von Cannabis hinausgehen.“

„Die Prohibition, Kriminalisierung und Stigmatisierung von Cannabis ist gescheitert.“

Dem Jungpolitiker zufolge habe die Pandemie gezeigt, „dass der Staat sich um wichtigere Dinge als die Strafverfolgung von harmlosen Kiffern kümmern sollte“.

Teutrine fordert von daher: „In lizensierten Fachgeschäften sollen Volljährige Cannabis frei erwerben können.“

Um notwendige Qualitätsstandards und auch den Jugendschutz sicherzustellen, bedürfe es einer vollständigen Legalisierung von Cannabis und keiner Modellprojekte: „Die immensen Ressourcen, die bei Polizei und Justiz gebunden werden, sind anders besser eingesetzt.“

Hinsichtlich der Modellprojekte schießt Teutrine in Richtung der SPD, die zunächst einmal eine „regulierte Abgabe“ testen will. FDP und Grüne setzten sich dagegen für eine Legalisierung und den „Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften“ ein.

Die Polizei ist jedoch alarmiert und warnte erst kürzlich vor einer Freigabe von Cannabis. (MANN.TV berichtete).

So erklärte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, gegenüber der „Osnabrücker Zeitung“, dass es keinen Sinn ergebe, zusätzlich zum legalen, aber dennoch gefährlichen Alkohol, die Tür für eine weitere „gefährliche und oft verharmloste“ Droge zu öffnen.

Quelle: spiegel.de