Haft für nicht begangenen MordUnschuldiger nach 28 Jahren frei

Haft für nicht begangenen Mord: Unschuldiger nach 28 Jahren frei – Lamar Johnson verbrachte fast drei Jahrzehnte im Gefängnis für eine Tat, die er nicht begangen hatte. Johnson wurde eines Mordes beschuldigt, für den er nicht verantwortlich war. Jetzt, nach 28 Jahren, wurde das Urteil gegen den heute 50-Jährigen aufgehoben. Lamar Johnson ist wieder ein freier Mann und hat Pläne für seine Zukunft.
Im Oktober 1994 wurde ein Mann namens Marcus Boyd ermordet. Zwei maskierte Männer erschossen das Opfer auf der Terrasse seines Hauses in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri. Polizei und Staatsanwaltschaft gingen damals davon aus, dass es bei der Tat um Drogengeld ging. Der damals verdächtigte Johnson gab an, zum Zeitpunkt des Überfalls nicht zu Hause gewesen zu sein. Er sei in der Nacht bei einer Freundin im Hause eines Freundes gewesen, so Lamar Johnson damals.
Von ein paar Minuten jedoch abgesehen:
Während dieser Zeit soll Johnson das Haus des Freundes verlassen haben, um an einer Straßenecke, mehrere Blocks vom Tatort entfernt, Drogen zu verkaufen. Johnsons Freundin Erika Barrow sagte damals aus, dass er die ganze Nacht bei ihr gewesen sei, mit Ausnahme der fünf Minuten, in denen er an der Straßenecke Drogen verkauft habe. Sie sagte damals auch aus, dass die Entfernung zwischen dem Haus des gemeinsamen Freundes, in dem sie sich mit Johnson aufgehalten hatte, und dem Tatort von Johnson in dieser kurzen Zeit nicht zurückgelegt werden konnte.
Lamar Johnson wurde damals zu lebenslanger Haft verurteilt, nicht zuletzt, weil ein Zeuge, ein Neonazi mit Hakenkreuz-Tätowierung, ihn schwer belastet haben soll, wie es bei „20minuten“ erläutert wird. Ein anderer Mann, der Hauptbelastungszeuge namens Elking, will zudem seinerzeit Johnson erkannt haben. Es sollte sich später herausstellen, dass ein korrupter Polizist Elking mehrere tausend Dollar für diese Falschaussage gezahlt hatte.
Nun, da Johnson sein halbes Leben deswegen unschuldig hinter Gittern verbracht hatte, wurde das Urteil aufgehoben. Der zuständige Bezirksrichter David Mason erklärte bei der Aufhebung, es müsse „stichhaltige Beweise für eine tatsächliche Unschuld“ geben: „Beweise, die so stichhaltig sind, dass sie tatsächlich den Standard von eindeutig und überzeugend erfüllen“, wie es in einem Artikel bei „Unilad“ heißt.
Für Johnsons Freiheit sind zwei Faktoren verantwortlich:
Wie „Unilad“ berichtet, hatte zum einen einer der Zeugen seine damalige Aussage zurückgezogen. Zum anderen hatte ein anderer Häftling gegenüber Johnson ausgesagt, er selbst habe das Opfer Boyd zusammen mit einem weiteren Verdächtigen, Phil Campbell, erschossen. Das hatte Johnson neuen Mut gegeben. Nachdem der Richter das Urteil aufgehoben hatte, wandte sich der nun Freigelassene im Gerichtssaal von Missouri an die Journalisten. Er dankte allen, die sich um seinen Fall gekümmert hatten, auch dem Richter.
Wörtlich sagte Johnson, sichtlich ergriffen: „Das ist unglaublich“. Fragen der Presse beantwortete der zu Unrecht Verurteilte nicht. Seine Anwälte teilten mit, er wolle nun wieder Kontakt zu seiner Familie aufnehmen und die Lebenserfahrungen nachholen, auf die er den größten Teil seines Erwachsenenlebens verzichten musste.
Seine Verteidiger wörtlich:
„Der heutige Tag bringt Freude, aber nichts kann ihm all das zurückgeben, was der Staat ihm gestohlen hat. Nichts kann ihm die fast drei Jahrzehnte zurückgeben, die er verloren hat, während er von seinen Töchtern und seiner Familie getrennt war. Die Beweise für seine Unschuld lagen bei seinem Prozess vor, aber sie wurden von denen versteckt oder ignoriert, die im Leben zweier junger schwarzer Männer aus der South Side keinen Wert sahen“. Das Büro des Generalstaatsanwalts hatte hart dafür gekämpft, dass Johnson hinter Gittern blieb.
Die Anwälte sagten, Generalstaatsanwalt Andrew Bailey habe sich verpflichtet, „die Gesetze so anzuwenden, wie sie geschrieben stehen“. Sie fügten hinzu, das Büro des Generalstaatsanwalts habe „nie aufgehört zu behaupten, dass Lamar schuldig sei, und es genoss, ihn im Gefängnis schmachten und sterben zu lassen“. Sie betonten: „Aber als die oberste Strafverfolgungsbehörde dieses Bundesstaates sich nicht länger vor einem Gerichtssaal verstecken konnte, brachte sie nichts vor, um die überwältigende Menge an Beweisen, welche die Bezirksstaatsanwalt und Lamar Johnson angehäuft hatten, in Frage zu stellen“.
„Sie sind frei.“
Bezirksstaatsanwältin Kim Gardner hatte bereits im August 2022 einen Antrag auf Freilassung von Lamar Johnson gestellt, nachdem ihr Büro gemeinsam mit der Organisation „The Innocence Project“ zu dem Schluss gekommen war, dass der Häftling zu Unrecht verurteilt worden war und konsequent die Wahrheit gesagt hatte. Sie kommentierte das Urteil wörtlich: „Mr. Lamar Johnson. Ich danke Ihnen. Sie sind frei. [...] Es ist Valentinstag und das ist historisch“.
Quelle: unilad.com