Gleichstellung: Bundeswehr will weibliche Dienstgrade einführen – Nachdem diverse Behörden im Sinne der Gleichberechtigung bereits zu einer genderneutralen Sprach- und Schriftform gewechselt haben, plant nun auch das Verteidigungsministerium die formelle Gleichstellung von Dienstgraden. Dann könnte es in Zukunft heißen: „Jawohl, Frau Feldwebelin“.

Unter Berufung auf ein Gesprächsprotokoll aus dem Verteidigungsministerium berichtet die „Welt“, dass die Einführung der weiblichen Form von Dienstgraden innerhalb eines Jahres vonstattengehen soll. Bereits am kommenden Dienstag soll der Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ein entsprechender Vorschlag vorgelegt werden.

Wurde den Dienstgraden bislang lediglich die Anrede „Frau“ vorangestellt, soll es zukünftig also zum Beispiel „Bootsfrau“ oder „Majorin“ heißen. Dabei gelten allerdings Ausnahmen. So sollen dem Plan zufolge die Dienstgrade Hauptmann und Oberst nicht in einer weiblichen Form existieren.

Eine Hauptfrau oder Obristin wird es demnach nicht geben, wohl aber eine Oberstleutnantin oder eine Brigadegeneralin.

Von Seiten des Ministeriums hieß es auf eine Anfrage der „Welt“ hin, dass Kramp-Karrenbauer bislang mit dem Vorhaben noch nicht befasst gewesen sei. Zudem sei die Gleichstellung von Männern und Frauen ein „durchgängiges Leitprinzip“ und das Gendern der Sprache dabei nur eine von vielen Fragestellungen.

Der Welt gegenüber äußerste SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller Zustimmung darüber, sich über diskriminierungsfreie Sprache Gedanken zu machen, betonte allerdings auch: „Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die allerdings nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, so dass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben.“

Die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, tut das Thema indes damit ab, dass es ihr völlig egal sei, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe.

„Ich glaube […] , dass die Bundeswehr andere Sorgen hat.“

Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, zeigt sich indes unzufrieden über den niedrigen Anteil an Frauen in der Truppe. Nachdem vor rund 20 Jahren von Seiten des europäischen Gerichtshofs entschieden wurde, dass auch Frauen zum Dienst an der Waffe zugelassen werden müssen, böte der aktuelle Anteil von etwa zwölf Prozent ihrer Meinung nach noch „Luft nach oben“.

„Ein Anteil von 30 Prozent Frauen in der Bundeswehr, das würde der Truppe sicher gut tun“, betonte Högl gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.

Was den Umgang mit Frauen in der Bundeswehr betrifft, kritisiert die Wehrbeauftragte, dass diese „noch nicht überall gleichermaßen respektiert“ seien.

Quelle: zeit.de