Zur Stabilisierung der gesetzlichen Rente: Bundesbank plädiert für höheres Renteneintrittsalter – Geht es nach der Bundesregierung, soll das Rentenniveau auf lange Sicht bei 48 Prozent gehalten werden. Ein Unterfangen, welches immens viel Geld kostet, weshalb die Bundesbank nun vorgeschlagen hat, dass die steigende Lebenserwartung mehr Berücksichtigung finden sollte.

Konkret bedeutet dies: Entweder das Renteneintrittsalter wird weiter angehoben, oder die Beiträge steigen massiv an.

Koppelte man das Rentenalter an die Lebenserwartung, ließe sich das System der gesetzlichen Rente nach Ansicht der Bundesbank langfristig stabilisieren. In ihrem Monatsbericht für Juni betonen die Finanzexperten, dass mittlerweile in vielen Ländern der EU das Eintrittsalter in die Rente mit Blick auf die Lebenserwartung angepasst werde.

Da sich mit einer Anhebung des Alters auch die Beitragsphasen verlängern, ließe sich der Druck auf die Politik verringern, immer wieder an anderen Stellschreiben drehen zu müssen, wie etwa den Beitragssatz und die steuerfinanzierten Mittel des Bundes für die Rentenkasse anpassen zu müssen.

Zudem fände die Debatte um ein höheres Renteneintrittsalter damit ein Ende.

Zurzeit wird das Renteneintrittsalter für Versicherte ab dem Jahrgang 1964 schrittweise auf 67 Jahre angehoben – zuvor konnte man bereits mit 65 in Rente gehen. Dafür wollen SPD, Grüne und FDP das Mindestrentenniveau – welches das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn beschreibt – von 48 Prozent „dauerhaft“ sichern.

Außerdem möchte die Ampel von Rentenkürzungen oder einer Anhebung des Renteneintrittsalters absehen und stattdessen die sogenannte „Aktienrente“ umsetzen. Dabei soll über dauerhafte und global angelegte Fonds neues Kapital für die Rentenkasse angespart werden.

Experten monieren jedoch, dass dieses Vorhaben nicht dazu geeignet sei, die immer größeren Finanzlücken der gesetzlichen Rentenversicherung rasch zu schließen, müsse das Kapital doch über einen zu langen Zeitraum angespart werden, als dass es Ruheständlern auf kurze Sicht zufließen könnte.

Also muss der Bund die Deutsche Rentenversicherung aktuell pro Jahr mit rund 100 Milliarden Euro bezuschussen, um die Renten nicht sinken zu lassen. Ohne dieses Geld würden die Beiträge deutlich steigen, was zu einem geringeren Nettolohn und steigenden Lohnnebenkosten führt.

Entsprechend hoch attestiert der Monatsbericht der Bundesbank die finanziellen Herausforderungen für die gesetzliche Rente in Deutschland.

Darin heißt es aber auch: „Die Simulationen bis 2070 zeigen, dass der Druck auf die Rentenfinanzen spürbar nachlässt, wenn das Rentenalter nach 2031 weiter sukzessive zunimmt.“

Zwar müssten selbst dann noch der Beitragssatz und die Bundeszuschüsse deutlich steigen, auf lange Sicht sei diese Kurve aber flacher, als hielte man am Eintrittsalter von 67 Jahren fest.

Berechnungen der Bundesbank zufolge, würde der Beitragssatz von derzeit 18,6 Prozent bis zum Jahr 2070 auf ganze 29 Prozent steigen, wenn das Rentenniveau zur gesetzlichen Rente dauerhaft auf 48 Prozent festgeschrieben wird.

Und auch dann müssten die staatlichen Hilfszahlungen in die Rentenkasse laut der Bundesbank weiter steigen: „Auch die Bundesmittel wachsen viel kräftiger, und der Bundeshaushalt gerät erheblich stärker unter Druck.“ 

Um das aufzufangen, könnte die Mehrwertsteuer um sechs Prozent steigen, was zu höheren Preisen führt und den Nettolohn schmälert.

Ein weiterer Vorschlag der Bundesbank zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung beinhaltet, dass die Renten von Ruheständlern nach ihrem Renteneintritt nur noch um die Inflationsrate wachsen sollen.

Damit gäbe es keine realen Einkommenszuwächse mehr für Ruheständler, würde die Rentenversicherung doch lediglich die laufenden Preissteigerungsraten ausgleichen.

Quelle: focus.de