Geschichte des radioaktivsten Mannes der WeltTechniker erlitt bei Vorfall Strahlen-Bad

Geschichte des radioaktivsten Mannes der Welt: Techniker erlitt bei Vorfall Strahlen-Bad – Bekannte Industriekatastrophen und große Reaktorunfälle sind in den Medien sehr präsent. Es gibt dabei Einzelschicksale, die es bis auf die Titelseiten schaffen. So auch der Fall des radioaktivsten Menschen der Welt: Vor rund 20 Jahren kam es in einem japanischen Kernkraftwerk zu einer Reaktion, die dazu führte, dass ein Techniker einem besonders schweren Fall von Strahlenkrankheit erlag.
Der Vorfall ereignete sich 1999 im Kernkraftwerk Tokaimura. Der Techniker Hisashi Ouchi war zusammen mit Kollegen damit betraut worden, literweise flüssiges Uran in einen großen Behälter zu füllen, wie das Portal „LADbible“ berichtet. Doch wegen einer unzulässigen Menge erreichte die Substanz schnell einen „kritischen Punkt“. Bei einer Reaktion in der Atmosphäre um den Behälter wurden große Mengen Neutronen und Gammastrahlung freigesetzt.
Besonders brisant:
Die beteiligten Arbeiter und Techniker waren weder befugt noch ausgebildet, eine solche Aufgabe mit der nötigen Sorgfalt und den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen durchzuführen. Mehr noch: Spätere Untersuchungen ergaben, dass die korrekte Menge für diesen Umfüllvorgang 2,4 Kilogramm Uran betrug – Hisashi Ouchi und seine Kollegen waren jedoch angewiesen worden, mit 16 Kilogramm Uran zu hantieren. Bei der manuellen Umfüllung in den Behälter hatten sie keine Möglichkeit zu registrieren, wie viel sie bereits eingefüllt hatten.
Entsprechende Messgeräte standen ihnen nicht zur Verfügung. So traf die reaktive Strahlung der hochkochenden Substanz die Arbeiter mit voller Wucht, den 35-jährigen Hisashi Ouchi besonders hart. Er erlitt sofort Verbrennungen, litt unmittelbar danach unter Schwindel und musste sich stark übergeben. Der Beginn eines Martyriums für den jungen Mann – denn er war rund 17 vollen Sievert (Sv) Strahlung ausgesetzt.
Zur Erläuterung:
Diese Strahlungsmenge ist so hoch, dass übliche zivile Strahlungsmengen wie beim Röntgen oder bei Langstreckenflügen bei Belastungstests in Mikro- oder Millisievert angegeben werden. Ouchis Körper hatte mehr als das Doppelte einer tödlichen Strahlendosis abbekommen. „LADbible“ führt als Vergleich die Ersthelfer bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl in Prypjat an. Diese Personen wurden mit 0,25 Sv verstrahlt.
Die Umgebung des Kraftwerks Tokaimura wurde nach dem Vorfall abgesperrt. Der Techniker und seine Kollegen wurden in die Universitätsklinik von Tokio gebracht. Dort stellten die Ärzte fest, dass alle seine weißen Blutkörperchen abgetötet worden waren. Er benötigte eine komplette Hauttransplantation und mehrere Bluttransfusionen. Berichten zufolge „weinte er Blut“, da Körperflüssigkeit aus seinen Augäpfeln austrat. Seine „Haut schmolz“.
Die Ärzte gaben ihr Bestes, um dem Techniker das Leben zu retten
Zeitzeugen berichten, dass sein Leiden unerträglich war und er die Ärzte anflehte, die Behandlung einzustellen: „Ich kann nicht mehr! Ich bin kein Versuchskaninchen“, soll Hisashi Ouchi ausgerufen haben. Er habe nur noch „nach Hause“ gewollt und das medizinische Personal aufgefordert, aufzuhören. Zwei Monate nach dem Vorfall, am 59. Tag seines Krankenhausaufenthalts, starb Ouchi zum ersten Mal. An diesem Tag erlitt er drei Herzstillstände.
Jedes Mal bat seine Familie die Ärzte, ihn wiederzubeleben, was diesen auch gelang. Doch am 83. Tag, dem 21. Dezember 1999, versagte der Organismus des Technikers endgültig: Er starb an multiplem Organversagen. Der Vorarbeiter der verunglückten Gruppe, Yutaka Yokokawa, erlitt dagegen nur leichte Verbrennungen und leichte Strahlenkrankheit. Im Oktober 2000 wurde er wegen Verletzung seiner Sorgfaltspflicht vor Gericht gestellt.
Die Nukleartreibstoffgesellschaft JCO reagierte auf 6.875 Schadensersatzforderungen und zahlte insgesamt 121 Millionen US-Dollar an Personen und Unternehmen, die durch den Unfall direkt oder indirekt der Strahlung ausgesetzt waren.
Quelle: ladbible.com