Strenger Sicherheitsscheck für Passagiere: Flughäfen planen Ende der Handgepäck-Regel – Wer viel fliegt, kennt das Ritual bei der Sicherheitsüberprüfung: Handgepäck öffnen, Elektrogeräte wie Laptops, Mobilgeräte, Handhelds-Konsolen oder E-Book-Reader sowie Kameras rausholen und in die Plastikbox, dann alle Behälter mit Deos und Cremes zeigen. Seit 2006 gilt für Letztere eine Obergrenze, mehr als 100 Milliliter dürfen nicht mitgenommen werden, zugleich müssen die Gefäße in einen Plastikbeutel. Doch nun werden europäische Metropol-Flughäfen dies vermehrt abschaffen.

Die Londoner Flughäfen werden laut einem Bericht von „Chip“ solche Zusatzregelungen und Obergrenzen bereits im Sommer beenden. Ein Jahr danach soll an allen englischen Flughäfen Schluss mit dem Konzept sein. In Deutschland wird bei ersten Airports dem Bericht zufolge ebenfalls geplant, die Obergrenzen abzuschaffen. Als Grund wird die neuartige Technologie von CT-Scannern im Sicherheitsbereich genannt.

Hier wurden technische Durchbrüche erzielt:

So können solche Computertomografen (CT) nicht nur mittlerweile auf entsprechenden Monitoren dem Sicherheitspersonal anzeigen, ob ein Stück Handgepäck Flüssig- oder Festsprengstoff enthält. Die Mitarbeiter können zudem in einer 3-D-Ansicht jedes Gepäckstück sichten. Dies soll zu flotteren Kontrollen führen. Cord Schellenberg, Unternehmensberater in der Luftfahrtbranche, erläuterte gegenüber WDR 5: „Das bringt natürlich viel Effizienz, weil die Fluggäste nicht mehr nach ihren Sachen suchen müssen.“

Nicht nur in London will man im Sommer effektiver arbeiten, am Münchner Flughafen soll das System ebenfalls dann eingeführt werden, wie es aus internen Kreisen heißt. Bereits seit Januar werkelt man in München daher am Umbau der Sicherheitsschleusen. Da die Abläufe schneller vonstattengehen, wird auch die Anzahl der Kontrollstellen vermindert. Am Frankfurter Flughafen kann man auf ähnliche Erfahrungswerte verweisen. Wer dort Kurz- oder Langstrecke fliegt, kann bereits mehr als 100 Milliliter mitführen.

Weitere Flughäfen planen zumindest Tests in dieser Hinsicht:

An den Flughäfen Köln/Bonn, Berlin/Brandenburg sowie Düsseldorf will man ebenfalls solche Modelle erproben – hier gibt es aber noch keine konkreten Zeiträume für die Testläufe. Für Reisende bedeuten die Änderungen der Sicherheitsmodelle konkret, dass die lästige Wühlerei im Handgepäck unter Zeitstress bei elektronischen Geräten und Flüssigkeiten entfallen dürfte. Auch müssen Dinge wie mitgeführte Getränke, Cremes oder Parfüms nicht mehr in Plastiktüten verpackt werden.

Für einige Branchen bergen die Änderungen Schattenseiten: Bäckereien und Gastronomen: Das Getränkeverbot sorgte bisher für deutlich erhöhte Umsätze, wenngleich der Verband laut „Chip“ keine definitiven Zahlen nennen wollte. Damit dürfte es vorbei sein, sobald Flüssigkeitsgrenzen für Passagiere entfallen. Die harten Regeln für Handgepäck waren im November 2006 für den EU-Raum eingeführt worden.

In dem Jahr war im Oktober eine schwere islamistische Terroraktion für sechs Flugzeuge zwischen London und den USA mit einem „Massenmord unvorstellbaren Ausmaßes“ durch mehrere Dutzend Täter geplant worden, wie der „Spiegel“ seinerzeit erläuterte. Der konzertierte Terroranschlag konnte durch Geheimdienste im Voraus vereitelt werden. Damals war die Rede von einem Einsatz von Flüssigsprengstoff durch die Terroristen.

Arbeitsgemeinschaft: Prozedur verlängert Sicherheitsüberprüfung deutlich

Seitdem müssen Flugpassagiere Dinge wie Salben, Parfüms, abgefüllte Babymilch oder Deospray beim Sicherheitscheck in einem Klarsichtbeutel für die Sichtprüfung bereitstellen. Laut EU-Richtlinie dürfen Reisende im Handgepäck sämtliche Flüssigkeiten nur noch in Behältern mit allerhöchstens 100 Millilitern Inhalt mitführen. Zudem müssen sämtliche kleinen Behälter wie Fläschchen oder Artikel in eine Tüte passen, die maximal einen Liter fasst.

Bei der Einführung der Regelung 2006 kommentierte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV): „Die gesamte Abfertigung dauert im Durchschnitt für jeden Passagier 25 Prozent länger als vorher.“