Experte fordert stärkere MaßnahmenRauchverbote auch auf öffentlichen Plätzen

Experte fordert stärkere Maßnahmen: Rauchverbote auch auf öffentlichen Plätzen – Weil in Deutschland noch immer Jahr für Jahr ungefähr 3300 Nichtraucher den Folgen des Passivrauchens erliegen, fordert Schleswig-Holstein nun noch strengere Maßnahmen. Künftig soll dort das Rauchen an Kinderspielplätzen verboten sein. Doch das geht deutschen Gesundheitsexperten noch nicht weit genug. Sie verlangen: In der gesamten Öffentlichkeit müsste das Rauchen verboten sein.
Normalerweise obliegt es in Deutschland den Ländern und nicht dem Bund, welche Regelungen für den Nichtraucherschutz im Speziellen getroffen werden. Bundesweit ist das Rauchen in öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Ämtern untersagt, in der Gastronomie gelten jeweils eigene Regeln – in manchen Bundesländern gibt es noch Ausnahmen wie Raucherkneipen oder Eckläden unter 75 Quadratmeter Größe, wo es gestattet ist.
In NRW, Bayern oder dem Saarland gilt hingegen absolutes Rauchverbot in Kneipen, Discos und Restaurants.
Kinder-Lungenarzt Prof. Matthias Kopp vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein fordert: „Das Rauchen gehört aus meiner Sicht in allen Bereichen verboten, die öffentlich zugänglich sind, dazu zählen auch Strände, Badeseen oder öffentliche Plätze.“ Auch der Gesundheitsexperte der SPD Karl Lauterbach ist überzeugt: „Grundsätzlich sollten so viele rauchfreie öffentliche Plätze geschaffen werden wie möglich. Das ist insbesondere eine Aufgabe der Kommunen.“
Doch für Lauterbach betrifft dies nicht nur Bahn- und Flughäfen, Straßen, Parks oder öffentliche Plätze, sondern auch das eigene Auto:
„Ein Rauchverbot in Autos ist ganz klar zu fordern. Es schützt alle Betroffenen, insbesondere Kinder.“ Die Gefahren des Passivrauchens sind schon lange unmissverständlich von der Wissenschaft nachgewiesen – und so betont auch Prof. Matthias Kopp: „Im Tabakrauch sind neben Nikotin über 4500 weitere Chemikalien, von denen über 80 krebserregend sind.“
Doch sollten die geforderten Verbote umgesetzt werden, bleiben Rauchern nicht mehr viele Möglichkeiten – im Haus oder der Mietwohnung sind Kinder und andere Schutzbedürftige dem Nikotin im Passivrauch nämlich besonders ausgesetzt, laut einer schwedischen Studie auch dann, wenn die Eltern extra auf den Balkon gehen. Der Giftstoff konnte trotzdem in den Körpern der Kinder nachgewiesen werden.
Auf dem Balkon gilt zudem, dass durch den Tabakrauch keine Nachbarn belästigt werden dürfen. Die Debatte scheint also noch lange nicht vom Tisch.