Energiekosten zu hochEin Dorf versucht, seinen Bäcker zu retten

Energiekosten zu hoch: Ein Dorf versucht, seinen Bäcker zu retten – Es gibt Leute, die schlechte Zeiten lediglich beklagen, und dann gibt es Menschen, die etwas dagegen unternehmen. So auch die Bewohner des bayerischen Dorfes Winterhausen, die sich am letzten Wochenende zusammenfanden, um ihre Bäckerei zu retten.
Bäckermeister Andreas Rother hatte zuvor angekündigt: „Ich bin pleite, muss mein Geschäft leider zum Monatsende schließen.“
Dieser hatte die Bäckerei Fuchs vor fünf Jahren gekauft und zunächst lief auch alles gut. „Ich habe einen Kredit über 50.000 Euro aufgenommen. Aber das hat gepasst, der Umsatz stimmte“, zitiert „Bild“ den Inhaber.
Auch seine Kunden hätten für die Qualität der angebotenen Waren gerne etwas mehr gezahlt, als im nahegelegenen Discounter verlangt wird. „Für das Kipferl haben wir zu Beginn 35 Cent, für ein Kilogramm Graubrot 4 Euro und beim Laugengebäck 80 Cent genommen.“
Doch dann kam die Energiekrise.
„Wir hatten noch mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zu kämpfen, und plötzlich gingen die Preise für Gas und Strom durch die Decke“, erklärt Rother.
„Wir nehmen jetzt zwar 50 Cent fürs Kipferl und 4,80 Euro für ein Graubrot, doch ich müsste bei diesen Verkaufspreisen monatlich mehr als 5.000 Brötchen zusätzlich absetzen, um keinen Verlust mehr einzufahren.“
Im Jahr 2020 schlugen die monatlichen Abschlagszahlungen bei einem jährlichen Stromverbrauch von rund 45.000 Kilowattstunden noch mit rund 750 Euro zu Buche.
Mittlerweile muss Rother jedoch satte 2.300 Euro zahlen.
„Wir sind hier auf dem Land. Die Kunden kommen mit ihrem abgezählten Geld zu uns. Denen kann ich doch keine 12 Euro für ein Brot abnehmen.“
Doch mit seinen Sorgen wollten ihn die 1.400 Einwohner von Winterhausen nicht alleine lassen, unter denen sich die finanziellen Nöte allmählich herumsprachen. „Auf der Sitzbank vor meiner Bäckerei treffen sich die Leute, tauschen sich aus. Da bleibt nichts verborgen.“
Dann kam der örtliche Musikverein auf die Idee, ein Benefizkonzert zugunsten der Bäckerei Fuchs unter dem Motto „Straßenmusik für unseren Bäcker“ zu veranstalten. Von der Anteilnahme der Menschen gerührt, erklärte der Bäckermeister: „Das ist für mich das größte Geschenk.“
Doch das ist natürlich nicht alles: Bei der Spendenaktion kamen mittlerweile gut 3.500 Euro zusammen.
Außerdem möchte Rother von der Aktion inspiriert künftig neue Pfade beschreiten: „Ich will versuchen, die Bäckerei in eine Genossenschaft zu überführen.“ Auf diese Art und Weise könnten sich die Dorfbewohner an seinem Unternehmen beteiligen.
Auf seinem Tresen liegt von daher nun eine Liste aus, auf der sich Interessenten eintragen können: „Nach zwei Tagen hatte ich schon 24 Winterhausener, die sich das vorstellen können.“
Denn: „Mir ist es egal, ob ich hier der Chef oder ein angestellter Bäcker bin. Hauptsache, es geht weiter.“
Quelle: bild.de