Ein E-Flitzer, der sich sehen lassen kannDer ELMOTO LOOP im Praxistest

Der ELMOTO LOOP im Praxistest – Dafür, dass das Thema Elektromobilität in aller Munde ist, hatten wir zumindest bislang erstaunlich wenige Berührungspunkte damit. Von daher mussten wir gar nicht lange überlegen, als uns die „Govecs Group“ – Europas führender Hersteller von Elektrorollern – anbot, eines ihrer Produkte ausführlich zu testen: den ELMOTO LOOP.
Wie sich zeigte, denken viele bei dem Wort „Elektroroller“ automatisch zunächst an die motorisierten Rollbretter, die im Hause Govecs ebenfalls vermarktet werden. Auf dem Fuß- oder Radweg hat der ELMOTO LOOP allerdings nichts zu suchen, der immerhin auf 45 Km/h beschleunigt, leise und emissionsfrei.
Mit einem Gewicht von gerade mal 59 kg zählt der sportliche E-Flitzer zu den leichtesten Modellen in der Fahrzeugklasse L1E-B, einer Kategorie zwischen Fahrrad und Motorroller. Nach offiziellem Sprech gilt der LOOP als „zweirädriges Kleinkraftrad“, und darf somit auch von jedem Besitzer eines Auto-Führerscheines gefahren werden.
Klingt ja alles schön und gut, dachten wir uns, rechneten offen gesagt aber bloß mit einer Art kleinem Elektro-Pony und witzelten ob unserer anfänglichen Vorbehalte gegenüber Stromern sogar, ob das Teil uns überhaupt tragen könne. Entsprechend verblüfft waren wir dann auch, als der ELMOTO LOOP schließlich stolz vor unserer Tür stand.
Natürlich hatten wir die Bilder vorher gesehen, aber die tatsächliche Schuhgröße der Maschine hat uns dann doch überrascht. Der LOOP ist überraschend wuchtig, macht einen äußerst wertigen und stabilen Eindruck und sorgte mit seinem Design in unserem Hause kollektiv für anerkennendes Kopfnicken. Witze wurden fortan nicht mehr gemacht.
Bei der Gestaltung des LOOPs hat man sich augenscheinlich an Geländemaschinen im Stile einer Enduro orientiert, während die anderen Modelle aus dem Hause Govecs klar der gängigen, eher rundlichen Roller-Linie folgen.
Letzten Endes ist das alles natürlich Geschmackssache – insbesondere die elektromotorisierte Neuauflage der Schwalbe dürfte viele Freunde finden –, aus unserer Sicht beschreibt „sportlich und männlich“ den LOOP aber tatsächlich recht treffend. Cool sieht das Teil nämlich auf jeden Fall aus, und das ist ja nicht ganz unwichtig.
Praktischerweise war bei unserem Modell bereits ein Nummernschild dran, denn diese Fahrzeugklasse will natürlich versichert sein. Auch die optionalen zusätzlichen Fußrasten für einen Beifahrer hat man uns netterweise gleich mit angebaut (bis zu 66 kg Zuladung sind zusätzlich zum Fahrer möglich) und einen schicken Helm mitgeliefert. Neben der in Deutsch und Englisch verfassten Anleitung, dem Datenblatt und dem Ladegerät lagen außerdem noch zwei Schlüssel bei.
Einer davon dient der Zündung sowie dem Öffnen des Aufbewahrungsfaches. In diesem finden sich nicht nur rund 1,5 Liter Stauraum, sondern auch eine praktische USB-Buchse zum Laden von Smartphones oder anderen Geräten. Des Weiteren befindet sich darin seitlich ein Kabelzug, mittels dem sich die Sitzfläche zum Anheben entriegeln lässt, um an den Akku zu kommen. Dazu später mehr. Schlüssel zwei dient indes dem fest verbauten Schloss, um den Lenker als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme sperren zu können.
Aber vorerst genug der Theorie. Helm auf, Schlüssel rein und … halt, natürlich erst mal den Spiegel einstellen. Also nochmal alles zurück, flugs die passenden Schraubenschlüssel organisiert und den Spiegel korrekt eingestellt. Wie sich später zeigte, waren wir beim ersten Versuch noch zu vorsichtig, so dass uns der Spiegel während der Fahrt wegklappen sollte. Zieht das Teil also ruhig ordentlich fest, der LOOP kann das ab.
Nun also endlich noch mal Helm auf, Schlüssel rein und zünden. Dabei wird man sofort von dem mittig am Lenkrad installierten Display begrüßt. Jenes gibt anhand von Balken den Ladestand an, die Geschwindigkeit, verfügt über eine Blinker- sowie Fern- und Abblend-Anzeige und weist sogar auf einen noch ausgeklappten Ständer hin. Um zwischen den angezeigten Daten, wie Kilometerzähler und gefahrener Strecke oder der durchschnittlichen Reichweite zu wechseln, befinden sich zwei Taster auf der Rückseite des linken Griffs, die sich auch bequem während der Fahrt bedienen lassen.
Problem: Abgesehen von der Geschwindigkeit, lässt sich das Display bei Sonnenschein kaum ablesen. Selbst im Schatten mussten wir noch mit der Hand abdunkeln, um erkennen zu können, wie der Ladestand der Akkus ist. Das geht aber natürlich nicht während der Fahrt, und betrifft leider auch die Blinker- und die Scheinwerfer Anzeige. Eine Möglichkeit, das Display heller zu stellen, um auch tagsüber etwas erkennen zu können, fanden wir leider nicht.
Diese erste Ernüchterung zog dann aber sogleich mit einem überraschten „Woooow“ davon, als wir am rechten Griff drehten, um Gas zu geben. Die Kraft des Lithium-Ionen-Akkus (48 V/37 Ah) ist sofort da und innerhalb kürzester Zeit seid ihr auf 45 km/h, bis der gang- und bürstenlose Radnabenmotor mit membranbelüftetem Gehäuse schließlich spürbar abbremst. Man merkt sofort, dass da noch viel mehr Power drin steckt, aber dann wäre man in einer anderen Fahrzeugklasse.
Angeblich schafft der LOOP mit vollem Akku rund 80 Kilometer. Um dieses Versprechen auf die Probe zu stellen, planten wir nach den ersten äußerst spaßigen Kurzstrecken schließlich einen ausgiebigen Trip, um die Maschine auf Herz und Nieren zu testen.
Dabei waren wir mit dem kleinen Flitzer sowohl in engen Gassen unterwegs, als auch auf Landstraße und Feldwegen. Da das Gerät ausdrücklich nicht für Offroad-Touren ausgelegt ist, hielten wir uns von Wäldern oder Feldern natürlich fern.
Wie sich dabei zeigte, läuft der LOOP wunderbar ruhig, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass die Maschine lediglich sanft schnurrt, anstatt laut zu brüllen, wie ihre kraftstoffbetriebenen Artverwandten. Mit 45 km/h die Landschaft an sich vorbeiziehen zu sehen, hatte somit fast schon etwas Meditatives. Interessanterweise freuten wir uns aber auch über Ampeln, da es immer ein Riesenspaß war, nach einer Standzeit wieder Gas zu geben. In Sachen Beschleunigung machen die Benziner dem LOOP nämlich nichts vor. Ganz im Gegenteil!
Die 80 Kilometer schafften wir locker (eine Person, normale Fahrweise) und hatten schätzungsweise noch Power für zehn weitere. Aber das auszureizen, ist natürlich riskant. Einfach Tanken ist natürlich nicht drin – und einfach an die nächste Steckdose stecken leider auch nicht ohne weiteres.
Um den LOOP zu laden, bedarf es nämlich eines recht klobigen Ladegerätes, das mit einer zwar sehr hochwertigen, aber auch etwas fummeligen Steckverbindung an den Akku geklemmt wird. Wollt ihr eure Reichweite durch einen Zwischenstopp erhöhen und On-Board laden, müsst ihr das Ladegerät also mitschleppen.
Dafür lässt sich der Wechsel-Akku (praktischerweise mit Tragegriff und eigener Ladeanzeige ausgestattet) aber problemlos dem Fahrzeug-Gestell entnehmen, so dass ihr nicht auf eine Steckdose im Außenbereich angewiesen seid und die Batterie laden könnt, wo ihr wollt. Die vom Hersteller angegebene Ladedauer können wir überdies bestätigen. Nach rund 4,5 Stunden war der Akku von unter 10 Prozent wieder auf 100 Prozent geladen.
Insgesamt ist der ELMOTO LOOP damit ein herrlich unkomplizierter E-Flitzer für Leute, deren Bewegungsradius vergleichsweise überschaubar ist. In den mit Autos vollkommen überfüllten Städten sind derartige Maschinen nicht umsonst auf dem Vormarsch. Kurz mal los, um was zu besorgen, ohne Parkplatzprobleme oder ein schlechtes Gewissen in Sachen Benzinverschwendung befürchten zu müssen, hat schon was.
Doch auch in unserem eher ländlichen Testgebiet, erwies sich diese Form der Mobilität weit über den praktischen Zweck hinaus als äußerst entspannte Alternative zum Fahrrad oder Auto.
Von daher haben wir einen großen Teil der Testzeit mit lässigem Cruisen durch die Städte und Dörfer in der Nähe verbracht und dabei die irritierten Blicke der Leute genossen, denen es schwerfiel, Geschwindigkeit und Optik des LOOP mit der nicht vorhandenen Lautstärke in Einklang zu bringen.
Bliebe noch der Preis. Normalerweise schlägt der ELMOTO LOOP mit 4.790 Euro zu Buche. Bis zum Ende des Jahres hat Govecs den Verkaufspreis allerdings auf 3.990 Euro gesenkt. Die Fußrasten für einen Beifahrer kosten 67 € extra.
Wenn ihr also mit einem ebenso robusten wie stylishen Kraftpaket umweltbewussten und alltagstauglichen Fahrspaß genießen wollt, ist der ELMOTO LOOP der ideale Einstieg in die Elektromobilität. Das Teil macht selbst E-Spötter mundtot.
Quelle: govecs-scooter.com