Das böse Erwachen: Nach dem 9-Euro-Ticket drohen Preiserhöhungen – Nachdem viele das 9-Euro-Ticket dankend angenommen haben, um das Auto stehenzulassen, könnte bald wieder der gegenteilige Effekt eintreten. Denn einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zufolge planen viele große Verkehrsverbünde teils deutliche Tarifsteigerungen.

Ende August ist Schluss mit dem dreimonatigen Entlastungsangebot, das vor allem Pendler in Zeiten hoher Energiepreise dazu bewegen sollte, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Ein Nachfolgeangebot ist nicht in Sicht, weshalb die Gremien der Verkehrsverbünde vielerorts in den kommenden Monaten über künftige Tarife beraten werden.

Mancherorts seien diese bereits beschlossene Sache.

Denn natürlich sind auch die Verkehrsbetriebe von den hohen Preisen für Strom und Diesel betroffen, was sich in den meisten Fällen deutlich auf den Preis auswirkt. So sollen beispielsweise die Tarife in und um Stuttgart zum Jahreswechsel um durchschnittlich 4,9 Prozent steigen, im Großraum Nürnberg um 3 Prozent. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund verlangt bereits seit Juli einen Aufschlag von 3,9 Prozent.

Während man sich beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg an einem Index aus Kraftstoff-, Strom- und Verbraucherpreisen orientieren möchte, betont der Verkehrsverbund Stuttgart, mit dem Aufschlag von 4,9 Prozent noch unter den Kostensteigerungen geblieben zu sein. Außerdem stehe dort ab März ein neues 365-Euro-Jahresticket zur Verfügung.

Sofern die Einnahmeverluste erstattet würden, zeigen sich viele Verkehrsverbünde jedoch auch offen für einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets.

Ein Sprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg betonte: „Für die Verbünde steht bei einer möglichen Nachfolgeregelungen die Auskömmlichkeit an erster Stelle.“

„Eine relativ kurzfristige Umsetzung wäre vertrieblich auf Basis der heutigen 9-Euro-Konstellation machbar“, heißt es vonseiten des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen.

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar signalisiert hingegen Ablehnung.

Dem Geschäftsführer Volkhard Malik zufolge hätten vor allem Gelegenheitskunden das 9-Euro-Angebot genutzt, um billiger und häufiger zu fahren. Beim VRN wolle man stattdessen den eigenen Tarif vereinfachen und flexibler gestalten.

Vonseiten des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart heißt es: „Aktuell stehen die Verkehrsunternehmen angesichts der galoppierenden Energiepreise vor großen finanziellen Problemen.“ Unabhängig von einem möglichen 9-Euro-Ticket-Nachfolger sei mehr Geld vom Bund nötig, alleine schon, um den Bestand zu erhalten und das Angebot auszubauen.

Mit Blick auf die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs soll im Herbst eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Vorschläge erarbeiten.

Zur Debatte steht dabei auch der Vorschlag des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, ein dauerhaftes 69-Euro-Monatsticket einzuführen, welches bundesweit im ÖPNV gültig ist. Die Kosten dafür dürften sich geschätzt auf rund zwei Milliarden Euro pro Jahr belaufen.

„Günstige Ticketangebote sind ein tolles Angebot, um Fahrgäste in den ÖPNV zu bringen“, so der Münchner Verkehrsverbund. Um dauerhaft zu überzeugen, bedürfe es aber eines guten Angebotes.

Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds, ergänzt: „Mit dem 9-Euro-Ticket haben wir die Vor-Corona-Nachfrage so schnell wieder erreicht, wie es wohl niemand erwartet hat.“

„Das 9-Euro-Ticket hat aber auch gezeigt, dass es mehr Schienen und zusätzliche Fahrzeuge braucht, damit mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.“

Quelle: focus.de