Corona-StudieFettleibige für schweren Verlauf besonders gefährdet

Insbesondere alte Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen sind durch das Coronavirus gefährdet. Kritisch wirkt sich dabei speziell eine Vorerkrankung aus: Fettleibigkeit. Dies hat eine neue Studie ergeben.
Die Forschungen des Langone Medical Centers an der New York University zeigen: Nicht nur Diabetiker, Asthmatiker und Herz-Lungen-Kranke bergen ein Risiko, im Falle einer Corona-Erkrankung einen besonders schweren Verlauf zu erleiden. Fettleibige sind demnach besonders betroffen.
Studienautor Christopher Petrilli zu dem Ergebnis in der „Welt“: „Das war ein ziemlich überraschendes Ergebnis für uns.“ Fettleibigkeit sei nicht nur in Kombination mit einer schwerwiegenden Vorerkrankung „bedeutend“, so Petrilli.
So betont die Studie:
Fettleibigkeit stehe „in einem substanziell höheren Risikoverhältnis als jede Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankung“. Die Wissenschaftler nahmen für ihre Untersuchung 4100 Patienten zwischen dem 1. März und dem 1. April unter die Lupe. Zudem arbeiten sie noch weiter an ihrer Studie, um die Ergebnisqualität zu verfeinern.
Dabei kamen zwei Erkenntnisse zum Vorschein:
So waren rund 40 Prozent der stationär aufgenommenen Patienten fettleibig – 50 Prozent aus dieser Gruppe mussten beatmet werden. Fettleibige unter 60 mit Sars-CoV-2-Infektion mussten demnach doppelt so häufig ins Krankenhaus.
Diese Personen benötigten auch doppelt so häufig Intensivmedizin wie Normalgewichtige gleichen Alters. Die Zahlen fielen dabei höher aus als jene von Menschen aus der Gruppe der Über-60-jährigen.
Die Ergebnisse der New Yorker Adipositas-Studie decken sich mit den Erkenntnissen weiterer weltweiter Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und schweren Covid-19-Verläufen in Augenschein nahmen.
So konnte eine Studie aus Lille einen direkten Zusammenhang zwischen der Notwendigkeit einer Beatmung und schwerem Übergewicht nachweisen.
Die „Welt“ erklärt zwei möglichen Gründe für die besondere Gefährdung von übergewichtigen Menschen durch Corona: So scheidet das Fettgewebe ohnehin Entzündungsstoffe aus, den Körper in einen dauerhaften Belastungszustand versetzen.
Zudem sind Fettleibige ohnehin anfällig für Infektionskrankheiten.
Kommt dann noch der Corona-Erreger ins Spiel, folgt laut Petrilli ein Cytokinsturm – eine Immun-Überreaktion.
„Das Risiko, schwer zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, beginnend ab etwa 40 Jahren“, betont die Weltgesundheitsorganisation WHO. Menschen über 60 sind demnach Teil einer Risikogruppe, ebenso wie chronisch Kranke.
Doch wie die Nationale Akademie für Medizin in Frankreich betont, sei vor allem auch das biologische Alter entscheidend. Ein 80-jähriger Rentner, der Sport treibt, sei weniger gefährdet als ein 70-Jähriger mit Bewegungsmangel.
Die Krankheit ist neu, dies erschwert eine genaue Definition, was Risikogruppen kennzeichnet. Infektionsmedizinerin Florence Ader betont: „Es ist im Moment sehr schwer vorauszusagen, welche Patienten schwere Verläufe haben.“