Corona-KriseWeltweit erster Impfstoff in Russland zugelassen

Corona-Krise: Weltweit erster Impfstoff in Russland zugelassen – Der russische Präsident Wladimir Putin hat bekanntgegeben, dass in Russland der weltweit erste Corona-Impfstoff staatlich zugelassen wurde. Die Registrierung sei am Dienstagmorgen erfolgt.
„Die russische Vakzine gegen das Coronavirus ist effektiv und bildet eine beständige Immunität“, zitiert die Agentur Interfax. Angeblich habe sich eine von Putins Töchtern sogar schon impfen lassen.
Verantwortlich für den Impfstoff zeichnet das staatliche Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau. Und eigentlich sollte man meinen, es hierbei mit einer guten Nachricht zu tun zu haben, doch da gibt es ein gravierendes Problem: Bisher wurde das Mittel erst an wenigen Menschen getestet.
Das übliche internationale Prozedere sieht in einem solchen Fall vor, die Wirkung und Nebenwirkungen eines Impfstoffs vor der Zulassung in großangelegten klinischen Studien zu prüfen. So erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Vorfeld:
„Jeder Impfstoff muss natürlich alle Versuchsreihen und Tests durchlaufen, bevor er genehmigt und ausgeliefert wird.“
Russlands Voranpreschen bei der Zulassung hat unter den Experten zu großer Sorge geführt, dass man dort bei aller gebotenen Eile ein zu hohes Wagnis eingeht. Denn eine reguläre Zulassung, der keine Phase-III-Prüfung mit mindestens mehreren Tausend, wenn nicht gar Zehntausenden Probanden vorausgeht, birgt in Ermangelung der dabei gewonnenen Daten viele Risiken.
In Deutschland wäre eine Zulassung vor Abschluss dieser Phase nicht denkbar.
Dennoch verkündete Russlands Gesundheitsminister Michael Muraschko, dass bereits im August oder September zuerst Lehrer und Ärzte mit dem vom Gamaleja-Institut und der Firma Winnopharm produzieren Medikament geimpft werden sollen. Die dritte Testphase des Mittels läuft indes ungeachtet der Zulassung weiter.
Man plane überdies, den Stoff ins Ausland zu exportieren.
Überall auf der Welt findet ein Wettlauf um den Impfstoff statt. Zwar gibt es dabei durchaus nennenswerte Fortschritte zu verzeichnen, dennoch rechnen die Fachleute frühestens zum Ende des Jahres mit einem marktreifen Mittel.
Putin hat allerdings von Anfang an Druck gemacht, so dass das Gamaleja-Institut bereits im Mai bekanntgegeben hatte, einen Impfstoff entwickelt und erfolgreich getestet zu haben. Das Präparat soll an 50 Soldaten erprobt worden sein, die sich zu diesem Zweck freiwillig gemeldet hatten.
Dennoch bleibt Russland dem Rest der Welt wissenschaftliche Daten zu dem Impfstoff für eine unabhängige Bewertung schuldig. Nichtsdestotrotz gibt es aber schon erste interessente Länder und Regionen an dem Impfstoff, wie etwa der brasilianische Bundesstaat Paraná.
Muraschko gab dafür aber an, dass derzeit ein weiterer Impfstoff gegen Sars-CoV-2 klinisch getestet werde, und dass weitere folgen sollen.
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Quelle: spiegel.de