Corona-KriseStrompreise könnten ansteigen

Corona-Krise: Strompreise könnten ansteigen – In keinem Land Europas geht Strom so ins Geld wie in der Bundesrepublik. Ein neuer Preisanstieg zeichnet sich nun ab – bereits 2021 könnte die Kilowattstunde um einen Durchschnittsbetrag von 32,2 Cent steigen. Das wären ganze 7 Prozent Preisanstieg. Gewerkschaften und Verbände warnen.
Bei einem durchschnittlichen 3-Personen-Haushalt ohne hohen Verbrauch (4000 Kilowattstunden) würde der Preisanstieg damit im Jahr 88 Euro Mehrkosten verursachen. Durch die Corona-Krise ist mit einem Zuschlag der Ökostromumlage zu rechnen. Deren Anstieg wurde von der Denkfabrik Agora Energiewende berechnet.
Damit könnte der Betrag von 6,8 Cent pro Kilowattstunde auf 8,6 Cent anwachsen – Grund dafür sei der deutlich gesunkene Börsenpreis für Strom bei Einbruch der Stromnachfrage während der Corona-Pandemie.
Die EEG-Umlage dient dazu, die Lücke zwischen dem Strom-Börsenpreis und Garantiezahlungen an Betreiber von Öko-Kraftwerken auszugleichen.
Die Energieversorger Eon und die Gewerkschaft IG BCE erwarten eine ähnliche Entwicklung. Das EEG-Konto ist offenbar leer. Dort fließen Zahlungen der Stromkunden sowie die Einnahmen aus dem Ökostrom-Handel zusammen. Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat sich nun einen Kredit über 500 Millionen Euro gesichert.
Gemeinsam mit drei anderen Netzbetreibern verwaltet Amprion das Konto – und musste die Kreditsumme aufnehmen, um weiter sichere Zahlungen leisten zu können.
Immer mehr Strom wird durch erneuerbare Energien erzeugt, Tendenz steigend. Mehr als 108 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom wurden laut Eon bereits seit Anfang 2020 ins Netz gebracht. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind das acht Prozent mehr. Daher schlagen Wirtschaftsverbände Alarm. Sie warnen vor den Konsequenzen höherer Strompreise.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, Holger Lösch, betonte: „Wenn die Strompreise weiter ansteigen, könnte das eine schwere Bremse beim Weg aus der Krise sein.“ Die Kosten für den Strombezug dürften nicht weiter unkontrolliert steigen, so Lösch:
„Die Unternehmen sind ohnehin schwer angeschlagen.“
Lösch zufolge würde überdies eine klimapolitisch notwendige stärkere Elektrifizierung von Industrieprozessen durch hohe Preise gehemmt. Deutschland müsse „bei den Strompreisen runter vom europäischen Spitzenplatz“. Netzentgelte bilden neben der EED-Umlage einen zentralen Aspekt bei der Zusammensetzung des Strompreises.
Auch der BDI möchte hier ansetzen – demnach würden sowohl die meisten Unternehmen als auch Privatverbraucher von einer Senkung der Netzentgelte profitieren. Eine Senkung im Bereich von zwei Milliarden Euro pro Jahr sieht dabei ein Vorschlag der Kohlekommission vor.
Insbesondere Privatverbraucher sollen von einer Senkung auf den europäischen Mindestsatz profitieren.
Die schwarz-rote Koalition wird nach Pfingsten über ein milliardenschweres Koalitionspaket entscheiden. Auch Entlastungen der Strompreise könnten ein Teil davon sein. Bisher plant die Bundesregierung, die EEG-Umlage ab 2021 schrittweise um 1,5 Cent pro Kilowattstunde zu senken. Dies ist Teil des Klimaschutzprogramms.
Die Senkung ist eine Antwort auf Belastungen beim Tanken und Heizen. Ab 2021 wird im Verkehr und bei Gebäuden eine CO2-Bepreisung eingeführt. Der Strompreis sinkt demnach aber nicht. Verivox hat berechnet, dass der erwähnte 3-Personen-Haushalt immer noch jährlich mit 17 Euro mehrbelastet würde.
So fordert IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis eine vollständige Abschaffung der EEG-Umlage als Teil des Corona-Konjunkturpakets. Die Kosten der Energiewende solle man über den Bundeshaushalt finanzieren: „Nie war das notwendiger als heute“, so Vassiliadis. Die Umlage zu streichen „hätte eine weitaus sozialere Wirkung als etwa eine Steuerentlastung.“
Eine spürbare Senkung der Steuer-und Abgabenlast, welche in Deutschland mit mehr als 50 Prozent des Strompreises ohnehin besonders hoch ausfalle, forderte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Energieverbandes BDEW.
Andreae: „Das ist nicht nur eine enorme Belastung für die Verbraucher, sondern behindert auch die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes und ist klimapolitisch kontraproduktiv.“
Zum Weiterlesen
Quelle: harzkurier.de