Corona-KriseHöchststand von Fällen auf Intensivstationen gemeldet

Corona-Krise: Höchststand von Fällen auf Intensivstationen gemeldet – Nicht nur die Fälle von Corona-Erkrankungen nehmen zu, sondern auch schwere Verläufe. Entsprechend nimmt die Anzahl der Krankenhaus-Behandlungen zu, die Intensivstationen füllen sich. Ein neuer Höchststand wurde am Montag vermeldet – kein Ende der Situation in Sicht. Denn Experten sind überzeugt, dass die Zahlen in den kommenden Wochen noch zunehmen werden.
Sollten keine neuen Regelungen in Kraft gesetzt werden, könnten sowohl Personal als auch Betten in den Kliniken zur Neige gehen. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben sich Stand heute 671.868 Personen mit dem Corona Virus infiziert – in den letzten sieben Tagen kamen 126.841 bestätigte Fälle hinzu. Wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) nun meldet, befinden sich 3005 Patienten aufgrund von Covid-19 auf Intensivstationen.
Zum Vergleich: Die Zahl hatte am 19. Oktober noch bei 851 Fällen gelegen – somit wurde ein neues Rekordhoch erreicht. Denn den bisherigen Höchststand hatte der 18. April 2020 mit 2933 gleichzeitigen Covid-19-Patienten auf Intensivstationen markiert. Gegen die steigenden Infektionszahlen (laut Robert-Koch-Institut liegt der Wert je 100.000 Einwohnern über sieben Tage bei 139) kann der Teil-Lockdown vom vergangenen Montag erst später greifen:
Es gibt eine Zeitspanne von der Ansteckung bis zur Erfassung – diese kann bis zu drei Wochen dauern.
Im Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagabend heißt es: „Aktuell ist eine weitere Zunahme der Übertragungen in der Bevölkerung in Deutschland zu beobachten.“ Daher nehmen Experten auch an, dass auch die Zahl derer, die einen Platz für intensivmedizinische Behandlung benötigen, steigen wird.
DIVI-Präsident Uwe Janssen sagte gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“, es würden im Vergleich zum Frühjahr derzeit mehr mit dem Virus infizierte Menschen auf anderen Stationen betreut. Dass von diesen ein Teil noch auf den Intensivstationen landen werde, sei zu erwarten. Es komme hinzu, dass sich die Zahl an Neuinfektionen erst verzögert in schweren Verläufen und schließlich in der Belegung der Intensivstationen niederschlage.
Insbesondere die Patientengruppe der Über-60-Jährigen ist schwer betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, infolge einer Covid-19-Infektion auf die Intensivstation zu müssen, liegt bei dieser Gruppe besonders hoch. Janssen: „In vier Wochen werden wir die Folgen der Spitzenwerte jetzt sehen.“ Die Zentren seien schon jetzt am Anschlag, vereinzelt müssten bereits Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, in andere Kliniken gebracht werden.
29.350 Intensivbetten stehen laut Meldungen an die DIVI zur Verfügung. 13.212 davon sind sogenannte High-Care-Betten, die eine invasive Beatmung erlauben. 5637 dieser High-Care-Plätze sind bislang noch frei. Seit Frühjahr sind die Kliniken verpflichtet, ihre Daten an die DIVI zu melden.
Aus diesen Datensätzen geht hervor, dass weitere 12.400 Intensivplätze zur Verfügung stehen, die binnen einer Woche notfalls aktiviert werden können.
Doch nützen solche Plätze wenig, wenn kein entsprechendes Personal zur Betreuung vorhanden ist – etwas, wovor Janssen bereits in der vergangenen Woche gewarnt hatte. So meldeten die Kliniken nämlich auch solche freien Betten, für die gar kein Pflegepersonal zur Verfügung stehe. Durchschnittlich betreuen fünf Pflegekräfte ein Intensivbett.
Gegenüber dem „Bayerischen Rundfunk“ hatte auch der Intensivmediziner Stefan Kluge in der vergangenen Woche moniert, dass beispielsweise in München Betten leer stehen, die aufgrund von Personalmangel nicht belegt werden könnten. So sagte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE):
„Wir haben jetzt schon angefangen, Pflegepersonal zu bitten, wieder auf der Intensivstation zu arbeiten, und wir machen nach und nach Bereiche auf den normalen Stationen zu oder fahren den OP runter, weil wir das Personal jetzt auf der Intensivstation brauchen.“
Im Frühjahr waren noch sämtliche Kliniken aufgrund der Corona-Krise aus dem Regelbetrieb genommen worden – dies ist derzeit aber nicht so. Am Samstag trat allerdings in Berlin eine Verordnung in Kraft, welche besagt, dass Kliniken nur noch Aufnahmen, Eingriffe und OPs vornehmen dürfen, die sowohl medizinisch unumgänglich als auch planbar sind. Die Kliniken bekommen im Gegenzug eine Freihaltepauschale.
Mit dieser Umstellung sollen die dringend benötigten Intensivplätze und das entsprechende Personal für schwere Covid-19-Fälle bereitstehen. DIVI-Chef Janssen hatte bereits vergangene Woche betont, dass er ein solches Vorgehen für bundesweit notwendig erachte.
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Quelle: stern.de