Corona-Warnungen missachtet: Bundeswehr-Wissenschaftler erhebt Vorwürfe gegen Politik –
Wissenschaftler aus den Reihen der Bundeswehr erheben schwere Vorwürfe gegen Politiker. Es habe im Vorfeld der Corona-Pandemie große Versäumnisse gegeben, frühzeitige Warnzeichen seien auf internationaler Ebene nicht beachtet worden.
 

Der zuständige Experte für Gesundheit und Sicherheit bei der Denkfabrik „German Institute for Defence and Strategic Studies“ (GIDS) an der Führungsakademie der Bundeswehr, Christian Haggenmiller erklärt: „Diese Krise zeigt, dass verschiedene Nationen, je nach politischer Kultur, die Frühwarnsignale teilweise ignoriert beziehungsweise sogar verleugnet haben.“

Hierfür nennt der Flottillenarzt die USA als Beispiel:

„Sie verfügen über sehr umfangreiche Mittel zur Früherkennung von Gesundheitsgefahren, sowohl militärisch als auch zivil, und haben die Entwicklung rund um Covid-19 auch zeitnah erkannt. Doch das wurde von der aktuellen politischen Führung nicht als prioritär eingeschätzt.“

Auch an dem durch das Robert-Koch-Institut (RKI) erarbeiteten nationale Pandemieplan gibt es Kritik: „Die derzeitige Früherkennung ist nicht ausreichend und setzt nicht früh genug ein.“

Haggenmiller betont aber auch, dass durch die Corona-Krise die Ansprüche daran, was als früh bezeichnet werden könne, gestiegen seien. Ein Frühwarnsystem mit an Echtzeit grenzenden Qualitäten müsse nun das Ziel sein.

Unter verschiedenen Ansätzen wäre hierbei der Einsatz von Algorithmen denkbar, die im Internet Suchanfragen wegen bestimmter Symptome auswerteten. Allerdings existieren derzeit für den Schutz von Daten keine ausreichenden Regeln.

„Wir sehen in der Notlage erstmals eine Bereitschaft, neue, in schnellem Tempo entwickelte Technologien zu akzeptieren und in die Gesellschaft einzuführen, ohne ausführlichen ethischen und rechtlichen Diskurs und mit dem Risiko eines Point of no Return“, äußert sich Haggenmiller besorgt und warnt:

„Wenn die Daten einmal erfasst sind, lassen sie sich im Nachhinein auch mit Techniken von morgen nicht mehr schützen.

Wir brauchen nationale und besser noch internationale Sicherheitsstandards für diese neuen Technologien, damit sie uns helfen und nicht schaden.“

Beispiel dafür gebe es schon, wie zum Beispiel neue Technologien einer arabischen Fluggesellschaft, welche mittels eines Gerätes Passagiere auf Temperatur, Herzfrequenz und Stimmlage scannt. Anhand dieser Daten soll man bewerten können, ob eine Person erkrankt ist und nicht fliegen darf. Allerdings können hierbei persönliche mit biometrischen Daten verknüpft werden.

Oder die Drohne des kanadischen Unternehmens „Draganfly“, die Temperatur, Herzfrequenz, sowie Blutdruck von Personen und Personengruppen biometrisch erfassen kann.

„Gepaart mit Gesichtserkennung kann sie beispielsweise aber auch zur Beobachtung von Verhaltensmustern wie etwa der Einhaltung der Nies-Etikette eingesetzt werden. Hier wird bereits deutlich: Es kann auch zu Datenmissbrauch und einer massiven Überwachung kommen.“

Um genau und aufschlussreich analysieren zu können, bedürfe es zudem sehr genauer Informationen. Hierfür hat Haggenmiller ein Deutsches Fallbeispiel aus der ersten Corona-Phase im Januar in München parat:

„Da saßen zwei Menschen in der Kantine beim Mittagessen Rücken an Rücken. Sie hatten in dem Sinne keinen direkten Kontakt. Aber die Aufarbeitung des Infektionsweges hat ergeben, dass der eine nach einem Salzstreuer gefragt und der andere ihm den gegeben hat.“

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Quelle: bild.de