Corona-Krise: Bundespressekonferenz zur aktuellen Lage am 08.10. – Nachdem die letzte vom Robert Koch-Institut zur aktuellen Corona-Lage in Deutschland anberaumte Pressekonferenz bereits mehrere Monate zurückliegt, ist der RKI-Präsident Prof. Dr. Wieler vor dem Hintergrund der aktuell explodierenden Fallzahlen gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und drei weiteren Experten erneut vor die Kamera getreten.

Der Anstieg der Infektionszahlen sei laut Spahn „besorgniserregend stark“, während die Zahl der Todesfälle und der Patienten, die eine Intensivbetreuung benötigen, glücklicherweise vergleichsweise immer noch so niedrig ist, dass unser Gesundheitssystem sehr gut damit umgehen könne.

„Es sind vor allem – nicht nur aber, vor allem – Jüngere, die sich zurzeit anstecken. Zum Teil weil sie Party feiern, weil sie reisen wollen, weil sie sich für unverletzlich halten. Das sind sie aber nicht!“

Europaweit nannte Spahn Deutschland dennoch einen „Fels in der Brandung dieser Pandemie“. Er lobte das zu keiner Zeit überforderte deutsche Gesundheitssystem und die große Akzeptanz der Bürger für die Maßnahmen, warnte aber auch davor, dass das bislang Erreichte nicht verspielt werden dürfe.

„Die Situation hier bei uns in der Hauptstadt zeigt, wie bei einem sorglosen, ja teilweise ignoranten Umgang mit dieser Pandemie auch ganz schnell wieder zu anderen Entwicklungen kommen kann.“

Damit dies nicht passiert, sollen die AHA-Regeln speziell für den Herbst und den Winter um ein weiteres A für die Corona-Warn-App und ein L für Lüften ergänzt werden.

„Es liegt an uns allen, an uns selbst, ob wir es schaffen, das Erreichte zu sichern. Wir brauchen uns dabei gegenseitig als Bürgerinnen und Bürger, um dieses Virus zu besiegen. Wir machen gemeinsam den entscheidenden Unterschied.“

Zur konkreten Lage in Deutschland übernimmt Prof. Dr. Wieler mit aktuellen Zahlen. Seit Beginn der Pandemie bis heute (Stand 08.10., 0 Uhr) wurden dem Robert-Koch-Institut insgesamt 310.144 Fälle gemeldet, darunter 9.578 Todesfälle. Geschätzte 269.000 haben die Infektion überstanden.

Die Zahlen in den letzten Monaten so dermaßen gesenkt zu haben, nannte Wieler einen sehr großen Erfolg. Seit Anfang September steigen diese von Woche zu Woche jedoch wieder an. In den letzten Tagen wurden täglich zwischen 1.000 und heute sogar über 4.000 Fälle gemeldet, seit Anfang Oktober sogar doppelt so viele wie Anfang September.

„Der Bundesdurchschnitt der Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt aktuell bei 20,2 Fällen. Anfang Juni lag er bei 3.“

Mit großer Sorge betrachtet Wieler vor allem die vielen kleinen Infektionsherde, überall dort, wo Menschen zusammenkommen. Die Infektionen, die nach dem Urlaub eingeschleppt würden, machen dabei lediglich 8 Prozent der Fälle aus. „Die meisten Übertragungen finden also in Deutschland statt.“

Zwar seien aufgrund des jüngeren Durchschnittsalters der Infizierten mehr leichte Verläufe zu verzeichnen, dennoch gibt es auch immer mehr Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern.

Aktuell werden rund 470 Patienten intensivmedizinisch behandelt, glücklicherweise immer noch vergleichsweise wenige, „aber diese Zahl hat sich in den letzten vier Wochen verdoppelt.“

Den Glauben, dass das Virus „doch nicht so gefährlich sei“, nannte Wieler einen Trugschluss.

„Denken sie daran: Es geht uns den Umständen entsprechend gut, WEIL wir uns an die Maßnahmen gehalten haben!“

Was in den nächsten Wochen und Monaten kommen mag, vermag auch der RKI-Chef nicht zu sagen, doch er hofft darauf, dass wir die Infektionszahlen so niedrig wie möglich halten können. Denn nur dann kann das Leben ohne allzu große Einschränkungen weitergehen.

Um das zu erreichen, verweist Wieler abermals darauf, sich an die neuen AHAA+L-Regeln zu halten und bei kühlem Wetter die drei G's (geschlossene Räume, Gruppen und Gedränge, Gespräche in lebhafter Atmosphäre und engen Kontakt zueinander) zu vermeiden.

„Wenn wir uns alle an diese Regeln halten können wir Infektionen verhindern. Nicht alle, aber einen großen Teil. Und ich möchte Sie einfach bitten, diese Regeln zu beherzigen.“

Die komplette Bundespressekonferenz seht ihr im folgenden Video.

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