Bundeswehr: Kritik um Zapfenstreich vor dem Reichstag – Am Mittwoch vollzog die Bundeswehr vor dem Berliner Reichtag ihren Großen Zapfenstreich zum Ende des Afghanistan-Einsatzes. Dies mit reichlich Marschmusik, begleitet von einem pompösen Fackel-Aufmarsch der Bundeswehrsoldaten. Genau das sorgte nun für reichlich Unmut, samt deftiger Kritik.

So polterte beispielsweise Jan Böhmermann los und fand die Zeremonie zur Würdigung der Afghanistan-Gefallenen „Richtig, richtig scheiße“ und fügte an: „Fackelmärsche vorm Reichstag – let’s agree to disagree“. Auch Christian Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen) wütete und ließ auf Twitter verlauten: „Was soll das militaristische Ritual aus Preußen und NS-Zeit. […] Nichts ist gut in Afghanistan. Was gibt’s da zu feiern?“

Zapfenstreich seit 1838

Allerdings hat diese Militärzeremonie so rein gar nichts mit „feiern“ zu tun. Schließlich wird der Große Zapfenstreich seit 1838 abgehalten, um wie bereits erwähnt, die Gefallenen und Personen zu ehren, die sich um das Land verdient gemacht haben. So etwa auch im Jahr 1838, um den russischen Zaren Nikolaus I zu würdigen.

Sicherlich wurde auch in der NS-Zeit der Große Zapfenstreich abgehalten, ist dort aber nicht entstanden. Nachdem sowohl die Bundeswehr als auch die Volksarmee nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden, übernahm man den Zapfenstreich für beide Armeen. So erklärte das Verteidigungsministerium, dass diese Zeremonie schlicht „Teil der Traditionspflege“ bei der Bundeswehr sei und sie zudem den Zusammenhalt der Soldaten stärke sowie „die Verbundenheit zwischen Bundeswehr und Bevölkerung“.

Fackelzug erinnert an den „Aufmarsch der SA-Truppen“?

Dies hielt Kritiker aber nicht davon ab, sich negative gegenüber des Großen Zapfenstreichs zu äußern. Hauptkritikpunkt ist hierbei der Fackel-Marsch vor dem Reichstag. In ihren Augen erinnere eben dieser Fackelzug an den Aufmarsch der SA-Truppen im Jahre 1933 und die „Machtergreifung“ Adolf Hitlers.

Währendessen setzte sich Verteidigungsexperte Tobias Lindner für die Zeremonie ein, und sagte gegenüber „Bild“, dass er es für absurd halte, „die Fackelzüge der Nazis gleichzusetzen mit einer Dankveranstaltung einer Parlamentsarmee in Anwesenheit von demokratisch gewählten Abgeordneten.“

Entgleisung gegenüber den deutschen Soldatinnen und Soldaten

Lindner fügte hinzu: „Wir stehen in der Verantwortung für das, was war. Genauso wie für die Lehren, die man aus dem Einsatz zieht. Deshalb ist es richtig, dass der Große Zapfenstreich nicht auf einem Kasernenhof, sondern vor dem Bundestag stattfindet. […]

Der Große Zapfenstreich hat seine Ursprünge im 30-jährigen Krieg und gedenkt vor allem auch der im Gefecht gefallenen Soldaten. Eine Gedenkveranstaltung einer Parlamentsarmee vor demokratisch gewählten Abgeordneten mit den unsäglichen Fackelzügen der Nazis gleichzusetzen, ist absurd.“

FDP-Politiker Johannes Vogel schlug auf Twitter in eine ähnlich Kerbe, sagte zu den  Wehrmachtsvergleichen, dass sie eine Entgleisung gegenüber den deutschen Soldatinnen, Soldaten aber auch unserer Demokratie seien. Vogel: „Das geht schlicht gar nicht – Punkt.“

Quelle: bild.de