Bundeswehr: Heeresinspekteur hält sie nicht für voll einsatzfähig – In Zeiten des Krieges in der Ukraine hat man hierzulande den Fokus wieder verstärkt auf die eigene Armee gelegt. Doch in der deutschen Bundeswehr krankt es an allen Ecken und Ende. Nun meldete sich der Heeresinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Alfons Mais, zu Wort und mahnte erneut, dass trotz des beschlossenen 100-Milliarden-Euro-Pakets der Bundesregierung, die Bundeswehr kaum Fortschritte bezüglich der Verteidigungsfähigkeit mache.

Darüber hinaus kritisierte der Heeresinspekteur, dass von dem versprochenen Geld bis dato noch nicht viel zu sehen sei. Demnach hat sich an der Verbesserung der Bundeswehr-Ausstattung wenig bis gar nichts getan. Generalleutnant Alfons Mais gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“: „Momentan ist die materielle Einsatzbereitschaft des Heeres nicht größer als am 24. Februar 2022.“

Wegen Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Verteidigung hierzulande zu kurz gekommen

Mais fügt hinzu, dass die derzeitige Truppe bestehend aus 60.000 Frauen und Männern „mehr oder weniger blank“ dastehe. Für Mais ist einer der Gründe dafür auch die ukrainische Waffenhilfe der Bundesregierung. Der Generalleutnant: „Das ist als politische Entscheidung angesichts der Lage auch völlig nachvollziehbar. Es dauert allerdings, bis wir dieses Material ersetzt bekommen. Unter dem Strich heißt das: Es ist weniger da als vor dem Kriegsbeginn.“

Allerdings sei auch durch den Fokus auf die Auslandseinsätze der Bundeswehr, die Verteidigung hierzulande zu kurz gekommen. Alfons Mais: „Wir verfügen derzeit über keine komplette deutsche Brigade, die sofort und ohne längere Vorbereitungszeit in der Lage wäre, einen Kampfauftrag über mehrere Wochen durchzuführen. Das müssen wir angesichts der Lage schnell ändern.“ Er fügte an, dass man unter anderem mit Blick auf die Artillerie „riesigen Aufholbedarf“ habe.

Erste Materiallieferungen Endes des Jahres erwartet

Mais: „Das Heer, so wie es heute dasteht, verfügt noch über vier Artillerie-Bataillone, etwa 100 Panzerhaubitzen und knapp 40 Raketenwerfer MARS. Von denen ist tagesaktuell immer nur ein Teil einsatzbereit. Das macht mir mit Blick auf die Zukunft große Sorgen. […] Aber wir wollen die Zahl der Bataillone auf mehr als das Doppelte erhöhen. Dazu brauchen wir zusätzliche Geschütze und Raketenwerfer.“

Derweil rechnet Generalleutnant Alfons Mais bis Ende des Jahres mit den ersten Lieferungen für die persönliche Ausstattung der Soldaten: „[…] Bekleidung, Helme, Nachtsichtgeräte. Dann kommen unter anderem die modernen Funkgeräte, auf die wir lange gewartet haben. […] Für uns so wichtige Projekte wie die Nachrüstung beziehungsweise Stückzahlerhöhung des Schützenpanzers Puma, Radfahrzeuge für die Mittleren Kräfte, neue Hubschrauber, Drohnenschutz – über all diese Vorhaben müssen wir jetzt entscheiden, denn es dauert, bis die Waffen produziert sind.“

Quelle: t-online.de/