Bisheriger Rekord pulverisiert: Ältester Igel der Welt verblüfft Wissenschaftler – Ein einzelner Europäischer Igel macht Wissenschaftlern im gleichen Maße Hoffnung, wie er sie verblüfft. Das Tier erreichte nämlich ein Alter, welches in dieser Gattung durchaus als biblisch bezeichnet werden darf und den bisherigen Rekord förmlich pulverisierte.

Der Igel, den die federführenden Wissenschaftler einer dänischen Studie auf den Namen Thorvald tauften, wurde stolze 16 Jahre alt und gilt damit als das älteste jemals dokumentierte Tier seiner Art. Thorvald übertraf damit den vormaligen Rekordhalter – ein neunjähriges Weibchen, das 2014 in Irland entdeckt wurde – um ganze sieben Jahre.

Zur besseren Einordnung: Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Europäischen Igels beträgt gerade einmal zwei Jahre.

Wir schreiben von Thorvald in der Vergangenheitsform, weil dieser posthum untersucht worden war. Denn: Vor dem Hintergrund überall in Europa drastisch rückläufiger Populationszahlen wurden von Forschern und Naturschützern verschiedene Projekte zur Überwachung der Igelpopulationen ins Leben gerufen, um zum Schutz der Tiere in freier Wildbahn beizutragen.

So auch eine Citizen-Science-Initiative in Dänemark, bei der Freiwillige im Jahr 2016 gebeten wurden, im Namen der Naturschutzforschung tote Igel zu sammeln.

Über 400 Freiwillige machten mit und fanden mehr als 700 tote Igel in den städtischen und ländlichen Gebieten Dänemarks. Diese wurden dann von Wissenschaftlern analysiert, um ihre durchschnittliche Lebenserwartung zu ermitteln.

Ziel war es, den Zustand der dänischen Igelpopulation besser zu verstehen.

Die Forscher bestimmten das Alter der toten Igel, indem sie die Wachstumslinien in dünnen Abschnitten ihrer Kieferknochen zählten – eine Methode, die dem Zählen von Jahresringen bei Bäumen ähnelt.

Den Forschern zufolge seien die Linien ein guter Indikator, da sich der Kalziumstoffwechsel der Igel jedes Jahr während des Winterschlafs verlangsamt. Dies führt dazu, dass sich das Knochenwachstum verringert oder sogar zum Stillstand kommt, so dass Wachstumslinien entstehen, von denen jede einen jährlichen Winterschlaf markiert.

Und so wurde Thorvald entdeckt.

„Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich unter dem Mikroskop 16 Wachstumsringe zählte. Ich war völlig überwältigt und vergoss sogar eine Freudenträne“, erzählt Dr. Sophie Lund Rasmussen – von ihren Kollegen liebevoll „Dr. Hedgehog“ genannt –, die das Forschungsprojekt an der University of Oxford leitete.

„Das ist eine ziemlich bahnbrechende Entdeckung und eine sehr positive Nachricht aus Sicht des Naturschutzes“, betont die Wissenschaftlerin. „Denn wenn ein Igel ein Alter von 16 Jahren erreichen kann, gibt es noch Hoffnung für die Population.“

Dr. Hedgehog weiter: „Obwohl wir einen hohen Anteil von Individuen sahen, die im Alter von einem Jahr starben, zeigten unsere Daten auch, dass die Individuen, wenn sie dieses Lebensstadium überlebten, potenziell 16 Jahre alt werden und mehrere Jahre lang Nachkommen produzieren konnten.“

„Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die einzelnen Igel mit zunehmendem Alter mehr Erfahrung sammeln.“

„Wenn sie es schaffen, ein Alter von zwei Jahren oder mehr zu erreichen, haben sie wahrscheinlich gelernt, Gefahren wie Autos und Raubtiere zu vermeiden.“

Laut der Untersuchung, die in der Fachzeitschrift „Animals“ veröffentlicht wurde, sind 56 Prozent der untersuchten Igel beim Überqueren von Straßen getötet worden. 22 Prozent starben in freier Wildbahn an natürlichen Ursachen, weitere 22 Prozent in einem Igel-Rehabilitationszentrum nach Zwischenfällen wie Hundeangriffen – so auch Thorvald.

Im Vereinigten Königreich stehen Igel bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Hierzulande musst eine Studie, die in den 70er Jahren in Bayern ihren Anfang nahm, im Jahr 2015 beendet werden, weil es schlicht nicht genügend Exemplare zur Untersuchung gab – ein klarer Indikator für einen deutlichen Rückgang auch hier in Deutschland.

Um Igel zu unterstützen, sollten Grundstücksbesitzer mit ihren Nachbarn kooperieren und Grünflächen miteinander verbinden, indem sie Hindernisse für die Tiere beseitigen. Sinnvoll sind dabei beispielsweise kleine Löcher am Fuß von Zäunen – sogenannte „Igelautobahnen“ ؘ–, um den Tieren den Zugang zu Gärten zu ermöglichen.

Es wird außerdem empfohlen, keine chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel im Garten zu verwenden.

Es hilft überdies, einen kleinen Bereich des Gartens verwildern zu lassen, damit Igel sich dort verstecken und nach Nahrung wie Würmern und Käfern suchen können. Igel sind keine sonderlich begabten Kletterer, weshalb die Beseitigung von Hindernissen wie steil abfallenden Teichen und weggeworfenen Netzen ebenfalls zu ihrem Überleben beitragen kann.

Quellen: dailystar.co.uk , euronews.com