Bahn warnt vor "massiven Auswirkungen": GDL kündigt kurzfristig Streik an – Kunden der Deutschen Bahn müssen generell starke Nerven haben, doch heute Abend kommt es für Reisende ganz besonders bitter. Wie die Lokführergewerkschaft GDL erst gestern ankündigte, soll es bereits am heutigen Mittwochabend zu einem ersten bundesweiten Warnstreik im Zuge der diesjährigen Tarifrunde kommen.

Der Ausstand soll heute um 22 Uhr beginnen und bis Donnerstag 18 Uhr dauern.

Gewerkschaftschef Claus Weselsky betonte den großen Unmut unter den Beschäftigten und erklärte: "Ihre Anliegen sind legitim." Und weiter: "Jetzt ist die Zeit, Verbesserungen zu erzielen, das duldet keinen Aufschub." 

Vonseiten der Bahn wird nun mit "massiven Auswirkungen" auf den Bahnbetrieb gerechnet. In einer ersten Mitteilung des Unternehmens hieß es: "Die DB wird so schnell und umfassend wie möglich informieren." Über den Nachrichtendienst X rief die Deutsche Bahn dazu auf, Reisen möglichst zu verschieben.

Zwar werde das Angebot an Zugfahrten im Fern- und Regionalverkehr stark reduziert sein, man wolle aber längere Züge einsetzen, "um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können", so die Bahn.

Der Fahrgastverband kritisiert die knappe Ankündigungsfrist der GDL.

Der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, betonte: "Die GDL darf streiken, das muss man immer wieder sagen. Aber dass wir nun darüber glücklich sind, kann man wirklich nicht sagen."

Im Sinne der Fahrgäste forderte er, zumindest eine Ankündigungsfrist von 48 Stunden einzuhalten, wenngleich er den Streikzeitpunkt aus taktischen Erwägungen heraus nachvollziehen könne. Mit Blick auf die Forderung nach einer Arbeitszeit-Reduzierung erklärte Naumann außerdem: "Das ist ein ganz wichtiger Punkt für die Menschen, die im 24/7-Dienst arbeiten."

Ihm zufolge sei die Forderung einer 35-Stunden-Woche "sicherlich verständlich": "Wir brauchen solche attraktiven Bedingungen im Bereich der Bahn, denn es fehlen ja ganz viele Lokführer, es fehlen viele Stellwerker  und die Leute müssen alle sehr viel arbeiten." Es bedürfe "großzügiger Freizeitregelungen", um den Beruf attraktiver zu machen.

Die Bahn hatte indes bereits am Dienstagnachmittag scharfe Kritik an der Grundsatz-Entscheidung der GDL für einen Streik geübt. Bahn-Personalvorstand Martin Seiler nannte den Streikbeschluss zum jetzigen Zeitpunkt ein "Unding", habe man doch gerade erst vier weitere Verhandlungstermine mit der GDL vereinbart und als Arbeitgeber in der Auftaktrunde ein 11-Prozent-Angebot auf den Tisch gelegt.

Die GDL nehme Millionen Menschen in Haftung und trete die Sozialpartnerschaft mit Füßen, schoss Seiler in Richtung Gewerkschaft.

Dass es zu einem Arbeitskampf kommen könnte, hatte sich allerdings im Fahrwasser der ersten Verhandlungsrunde in der vorigen Woche bereits abgezeichnet, hatte GDL-Chef Weselsky doch angedeutet, dass er eine Tarifrunde ohne Streiks für wenig wahrscheinlich halte.

Dabei verhandelt die GDL laut der Deutschen Bahn für knapp 10.000 Mitarbeiter und verlangt für diese 555 Euro monatlich mehr sowie eine Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 Stunden auf 35 Stunden ohne Lohnkürzung. Auf der Forderungsliste stehen ferner eine Inflationsprämie von 3.000 Euro und eine Laufzeit, die zwölf Monate nicht übersteigt.

Die Bahn lehnt allerdings mit dem Argument ab, dass diese Forderungen zu hoch seien und in der Summe ein Volumen von 50 Prozent mehr bedeuten würden.

Quelle: ndr.de