10 Mythen und typische FehlerRund ums Handwerk

Rund um die Handwerksbranche und die Handwerker selbst, aber auch um bestimmte Handwerksarbeiten kursieren etliche Mythen und Gerüchte. Diese führen nicht selten dazu, dass noch immer bestimmte Fehler gemacht werden, die sich doch recht simpel hätten vermeiden lassen. Sowohl Hobbyhandwerker als auch all jene, die mit ihren Händen ihr Geld verdienen, sollten sich also das bestehende Wissen aneignen. Und die, die Handwerker buchen, weil sie selbst ungeschickt sind, sollten zumindest im Bezug auf die Einstellung der Handwerksbranche gegenüber Geschick beweisen und Vorurteile ablegen.
1. Wer bohrt, erzeugt eine Menge Staub
Bohrstaub zählt zu den nervigeren Dingen rund um die Handwerksarbeit, gar keine Frage. Vor allem, wenn nur ein kleines Loch gebohrt werden soll und danach gleich wieder das halbe Zimmer gestaubsaugt werden muss, geht der Staub einem oft ziemlich auf den Geist. Doch es gibt noch andere Methoden, wie selbst ohne Hilfe eines Zweiten, der den Staubsauger während des Bohrens direkt an die Bohrspitze hält, Schmutz im Zimmer vermieden werden kann.
So kann etwa ein Kaffeefilter oder auch ein Briefumschlag mit einem Streifen Tesa direkt unter das Loch geklebt werden. Der Bohrstaub fällt dann ganz einfach hier hinein und kann anschließend bequem entsorgt werden.
Aber was, wenn an der Decke gebohrt werden muss? Dann hilft ein leerer Joghurtbecher! Dieser wird einfach in der Hälfte durchgeschnitten und anschließend wird ein Loch in den Boden gebohrt. Durch dieses wird der Bohrer geführt (das sieht dann etwa so aus) und dann kann gebohrt werden. Das Bohrmehl wird nun einfach im Becher aufgefangen.
Übrigens: Der größte Sicherheitstipp fürs Bohren mit Bohrmaschine, den wir an dieser Stelle nicht auslassen können, lautet: Niemals mit Handschuhen bohren! Denn die Bohrmaschine könnte den Stoff der Handschuhe erfassen und wegreißen oder gar die Hand in den Bohrer ziehen.
2. Stecken Dübel fest, bekommt man sie kaum noch aus der Wand
Jeder, der schon einmal einen Dübel in die Wand gehauen hat, kennt das: Wenn das Teil erst mal feststeckt, scheint man es kaum noch rauszubekommen. Doch es gibt einen Geheimtipp, der in der Küche zu finden ist. Er nennt sich Korkenzieher.
Dieser ist ganz einfach in den Dübel einzudrehen, der sich anschließend wie ein Korken aus der Wand ziehen lässt. Alternativ kann aber auch eine etwas größere Schraube leicht in den Dübel eingedreht werden. Wichtig ist, dass der Dübel sich noch nicht spreizt. Mit einer Zange lässt sich beides zusammen dann auch meist unproblematisch wieder rausziehen.
3. Leichte Umrechnung: 1 Zoll entspricht 25,4 mm
Wer Zollgrößen von Rohren umrechnen will und sich nicht auskennt, googelt wohl nach "Zoll in Millimeter umrechnen" und wird dann auf die Zahl 25,4 mm stoßen. Weil dem Internet gerade in Bezug auf solche Zahlen schnell geglaubt wird, ist das entsprechende vermeintlich passende Material schnell gekauft. Nur um später festzustellen, dass die Größe nicht passt.
Das liegt daran, dass sich Zoll nicht 1:1 so umrechnen lässt. Für Stahlrohre im frühen 20. Jahrhundert war das technisch relevante Maß stets der Rohrinnendurchmesser. Ein 1''-Rohr hatte einen Innendurchmesser (~ Nennweite) von 25,4mm. Heute aber entsprechen die Zollgrößen in der Heizungs- und Sanitärbranche keinem Maß mehr. Vielmehr werden die Maße heute in der DIN ISO 228-1 und EN 10226-1 definiert. Aufgepasst also bei Zollangaben von Rohren!
4. Greifen Schrauben nicht, hilft mehr Power
Wenn eine Schraube nicht richtig greift, setzen die wenigsten Hobbyhandwerker ab. Stattdessen wird mehr Gas gegeben, damit das Teil sich endlich bewegt. Ein großer Fehler, denn dadurch verschleißen sowohl Schraube als auch Schraubendreher in aller Regel nur.
Was stattdessen hilft: Das Schrauben immer wieder unterbrechen, die Drehzahl des Bohrers aber nicht auf Turbo stellen. Ähnlich wie die ehemalige Stotterbremse beim Auto und das heutige ABS funktioniert auch das unterbrochene Schrauben, das die festsitzende Schraube besser lösen kann. Wichtig hierbei: Immer passgenaue Werkzeuge verwenden! Sonst bringt auch die beste Schraubtechnik nichts und das Material verschließt schnell.
5. Nägel einschlagen gefährdet immer die Finger
Wer einen Nagel mit dem Hammer in die Wand schlägt, hat wahrscheinlich immer das Bild des blutunterlaufenen oder angeschwollenen Daumens im Kopf und gibt sich besonders Mühe, genau zu hämmern. Das ist schon mal ein guter Anfang, noch besser ist es aber, die Finger einfach überhaupt nicht in Gefahr zu bringen.
Das funktioniert, indem der Nagel beim ersten Schlag einfach mit einer Kombi- oder einer Flachzange, statt mit den Fingern festgehalten wird. So einfach kann es sein. Alternativ kann der Nagel auch durch einen kleinen, festen Pappstreifen gesteckt werden, der dann am Rand festgehalten werden kann.
6. Mehr Druck sorgt für bessere Ergebnisse beim Schleifen
Wer das Schleifen nie aus professioneller Hand gelernt hat, neigt dazu, mit viel Druck zu arbeiten, um bessere Ergebnisse zu erzeugen. Allerdings ist das ein falscher Gedanke. Zu viel Druck sorgt nur dafür, dass das Schleifmittel stark verschleißt, verbessert das Ergebnis aber keineswegs. Die Maschine sollte vielmehr mit leichter Hand über das Werkstück gleiten können.
Doch auch andere Faktoren entscheiden am Ende über die Qualität des Schleifergebnisses. So kommt es darauf an, wie das Schleifgerät angesetzt wird, wir gut der Schmutz abgeleitet wird und beispielsweise auch, welche Körnung verwendet wird und aus welchem Material die Untergrundklebung besteht. Detaillierte Anleitungen zum Schleifen von Profis finden sich außerdem zahlreich im Netz. Diese sind allemal einen Blick wert.
7. Viel Öl sorgt für bessere Ergebnisse
Genau wie zu viel Druck beim Schleifen kann zu viel Öl auf Holz auch negative Folgen nach sich ziehen. Denn keine Oberfläche kann unendlich viel Öl aufnehmen. Da man etwa ein kostbares Möbelstück aber möglichst gut pflegen möchte, neigt man eventuell dazu, es zu gut zu meinen. Ein Ölfilm der auf der Oberfläche bleibt, schmiert allerdings unnötig und erschwert ein gesundes Einziehen der richtigen Menge an Öl ins Holz. Außerdem ist gutes Öl teuer, weshalb jeglicher Überfluss Geldverschwendung ist.
Deshalb gilt: Nur eine dünne Schicht Öl auftragen und warten, bis dieses eingezogen ist. Dann kann Schicht um Schicht immer noch nachgelegt werden. Verbliebenes Öl, das nicht einzieht, ist stets mit einem Tuch von der Oberfläche abzunehmen.
8. Handwerker sind eher einfache Menschen
Kommen wir abschließend zu drei Gerüchten, die rund ums professionelle Handwerksgewerbe kursieren. Auf Platz 1 das Gerücht, dass Handwerker ja wohl eher einfache Menschen sind. Wir können nur sagen: Absolut nicht!
Denn auch in Handwerksberufen gibt es einige Möglichkeiten, sogar ein Studium zu absolvieren. Ein duales Studium etwa, in welchem Praxis und Theorie verbunden werden ist heute keine Seltenheit mehr. Besonders viele der jüngeren Chefs verfügen über einen Uni-Abschluss. Und da viele junge Menschen merken, dass Büro- und eintönige Computerarbeit auch nicht das Gelbe vom Ei für sie ist, entscheiden sie sich immer häufiger auch dafür, ins Handwerk zu wechseln. Das Klischee vom bierbäuchigen einfältigen Handwerker ist also am besten schnell aufzugeben. Genauso wenig stimmt ja auch die Ansicht, dass Frauen handwerklich unbegabt seien. Wir jedenfalls haben uns längt mit großen Augen durch Videos wie dieses hier vom Gegenteil überzeugen lassen.
9. Handwerker sind unzuverlässig
Einem Großteil der Handwerker wird noch etwas nachgesagt: So heißt es, dass sie fast immer unpünktlich sind und oft schlampig und nicht so, wie abgemacht, arbeiten würden. Hinzu kommen Unmengen an Schmutz und Lärm, der angeblich ohne Rücksicht auf Hausbewohner, verursacht wird. Auch der Mythos des unzuverlässigen Handwerkers ist eindeutig zu entkräften.
Denn die Konkurrenz in der Handwerkerbranche schläft nicht. Wer sich also durch unzuverlässiges Arbeiten einen bestimmten Ruf verschafft, wird diesen so schnell nicht wieder los. Denn oft werden Handwerker per Mundpropaganda empfohlen. Da sind Patzer keine Option. Und das wissen die Handwerkerbetriebe selbst auch ganz genau.
10. Das Handwerk hat keine Zukunft
Schließlich kursiert noch ein drittes Gerücht: Das Handwerk habe keine Zukunft. Auch das ist vollkommen falsch. Obwohl vielerorts zwar immer wieder um Aufträge gekämpft werden muss, sind gute Handwerker mit Qualifikationen grundsätzlich gefragter denn je. Außerdem gibt es gute Aufstiegsmöglichkeiten und die Bezahlung ist auch nicht so schlecht, wie es immer heißt. Wer also gerne mit den Händen arbeiten möchte, sollte sich die Ausbildung in einem Handwerksberuf wirklich überlegen!