Verleumdungsprozess Depp vs. Heard: Amber Heards finales Kreuzverhör brenzlig – Amber Heard trat bei dem Aufsehen erregenden Verleumdungsprozess am Donnerstag ein letztes Mal in den Zeugenstand. Ex-Mann Johnny Depp hatte einen Tag zuvor dort gesessen. Heard wurde zuerst von ihrem Anwalt Ben Rottenborn befragt – und die Antworten der Schauspielerin wurden emotional. Als dann Depps Anwältin die Daumenschrauben anzog, wurde die Lage für Heard unangenehm und potenziell folgenträchtig.

Sechs Jahre Presseberichte, so schilderte Heard laut einem Bericht des „Stern“ gegenüber Rottenborn, hätten das Seelenleben der Schauspielerin dramatisch gezeichnet. So leide sie unter Panikattacken, alle ihr nahestehenden Personen erhielten demnach Anweisungen, auf welche Weise man Heard berühren und wie man mit ihr sprechen dürfe. Wie bei den anderen Anhörungen der Wochen davor richtete Amber Heard ihre Antworten direkt an die Geschworenen, schluchzte dabei.

Sie erklärte, sie wolle Johnny Depp vergessen und einfach nur weitermachen.

Ihr Verhalten wandelte sich, als das Kreuzverhör von Depps Anwältin Camille Vasquez begann. Sobald Vasquez mit ihren Fragen ansetzte, wurde Heard trotzig, antwortete nur ausweichend. Am Vortag hatte Johnny Depp dem „Stern“ zufolge ein ähnliches Verhalten gegenüber der Gegenseite gezeigt. Vasquez konfrontierte Heard im Kreuzverhör wenig überraschend hart. Sie stieg sehr direkt ein.

Die Anwältin begann: Heards „Lügen wurden der Welt mehrfach vor Augen geführt, nicht wahr?“ Heards Konter: „Ich habe über nichts gelogen, was ich hier gesagt habe.“ Depps Verteidigerin konfrontierte die Schauspielerin mit Zeugen, welche sich positiv über Johnny Depp geäußert hatten. Darunter auch Supermodel Kate Moss. Am Mittwoch war sie per Video-Stream dem Gericht zugeschaltet gewesen, nachdem Heard einige Tage zuvor Moss, die erst nicht bei dem Verfahren aussagen sollte, selbst ins Gespräch gebracht hatte.

Heards frühere Aussagen im Zeugenstand:

Johnny Depp hätte die Schwester von Heard, Whitney, eine Treppe herunterstoßen können – Heard sei daher gezwungen gewesen, Depp von der mutmaßlichen Gewalttat mit einem Schlag abzuhalten. Depp habe früher nämlich laut einem Gerücht, das Heard gehört habe, auch Kate Moss eine Treppe hinuntergeschubst. Daher habe Amber Heard interveniert, um ihre Schwester vor einem Schubser die Treppe hinunter zu schützen.

Doch Moss widersprach dem am Mittwoch per Videoschalte im Zeugenstand, sagte aus, Depp habe sie niemals eine Treppe runtergeschubst. Das Kreuzverhör spitzte sich daraufhin zu. Depps Anwältin Vasquez zu Heard: „Sie haben nicht erwartet, dass Frau Moss sich bereiterklärt, auszusagen, dass das nie passiert ist, oder?“ Heards Antwort: „Falsch. Ich weiß, wie viele Leute aus der Versenkung kommen würden, um Johnny zu unterstützen.“

Vasquez daraufhin amüsiert:

„Sie sagen also, dass Frau Moss 'aus der Versenkung auftauchen' muss, um für Herrn Depp auszusagen?“ Die Aussage von Moss ändere nichts daran, dass sie Angst um ihre Schwester gehabt habe, weil sie das Gerücht vernommen habe, so Heards Antwort. Im Verlauf des Kreuzverhörs tätigte die Schauspielerin dann eine möglicherweise folgenschwere Aussage: „Ich weiß, wie viele Leute kommen und alles für ihn sagen werden. Das ist seine Macht.“

Und weiter: „Deshalb habe ich den Artikel geschrieben. Ich sprach das Phänomen an, wie viele Menschen ihn unterstützen und seiner Macht erliegen werden.“ Heard weiter: „Er ist ein sehr mächtiger Mann und die Menschen lieben es, sich bei mächtigen Männern beliebt zu machen.“ Folgenschwer könnten die Worte deshalb sein, weil der erwähnte Artikel aus ihrer Aussage einen der zentralen Pfeiler von Johnny Depps Verleumdungsklage gegen seine Ex-Frau bildet.

Gemeint ist ein Artikel von 2018:

Seinerzeit hatte Heard in der „Washington Post“ den Text verfasst, in dem sie sich als „öffentliche Berühmtheit, die häusliche Gewalt erlebt hat“ bezeichnete, wie das Justiz-Fachportal „LTO“ zitiert. Der Vorwurf der gegenwärtigen Verleumdungsklage von Johnny Depp gegen Amber Heard: In dem Artikel sei die Rede von ihm, dieser Text habe seiner Karriere geschadet. Heard hatte bislang stets betont, dass in dem Artikel eben nicht Depp gemeint gewesen sei.

So sagte sie am 16. Mai aus: „Der Einzige, der ihn ironischerweise über sich selbst gemacht hat, ist Johnny.“ Doch mit den Sätzen aus dem Kreuzverhör am Donnerstag hat sie wohl ihrer eigenen Aussage widersprochen. Anwältin Vasquez schaffte es somit, dass Heard nicht nur selbst über den eigentlichen Sachgegenstand der Verhandlung, den Artikel aus der „Washington Post“, sprach, sondern von sich aus einräumte, dass sich der Text um „Depps Macht“ drehe.

Quelle: stern.de