Reaktion auf verlorene Abonnenten: Netflix kurz vor Extragebühren wegen Konto-Teilung – Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass sich der Streaming-Gigant Netflix mit sinkenden Nutzerzahlen konfrontiert sieht. Das Unternehmen hatte für das erste Quartal mit 2,5 Millionen neuen Kunden kalkuliert – stattdessen waren 200.000 zahlende Abonnenten verlorengegangen. Das teilte das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mit. Der Konkurrenzdruck steigt.

Zugleich berichtet „Chip“, dass Netflix zufolge auch dem Ukraine-Krieg eine Mitverantwortung für den Rückgang zukommt, weil man sich aus Russland zurückgezogen hat und dort alle Kundenkonten schloss. War das Unternehmen mit Beginn der Corona-Pandemie noch als großer Gewinner gehandelt worden, so fällt der Aktienkurs von Netflix seit Beginn des Jahres 2022 um über 40 Prozent.

Auch den Aktien anderer Streaming-Plattformen wie Disney+, Roku und FuboTV machte der Quartalsbericht im nachbörslichen Handel zu schaffen.

Auf Quartalssicht entfielen Netflix wegen der Russland-Maßnahme 700.000 Abonnements – ansonsten hätte es einen Anstieg von rund 500.000 Nutzern verzeichnet, so die Erklärung. Netflix zufolge gibt es eine weitere Belastung für das Unternehmen: die Mehrfachnutzung von Kundenkonten durch das Teilen von Passwörtern. Unternehmungsschätzungen zufolge betreiben rund 100 Millionen Haushalte das sogenannte „Account-Sharing“ und teilen ihre Konten.

Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen ließ COO Greg Peters vermelden, dass man nun vermehrt gegen dieses Account-Sharing vorgehen werde. Peters zufolge werde es „noch ein Jahr“ dauern, dann will man weltweit Zusatzgebühren für geteilte Konten einführen. In einigen südamerikanischen Ländern wird dies von Netflix bereits erprobt. Der Geschäftsausblick des Unternehmens ließ ein weiteres Mal den Finanzmarkt erbeben:

Netflix erwartet aufgrund der stärker gewordenen Konkurrenz in dem Segment der Streaming-Anbieter weitere, erhebliche Abo-Verluste.

Das Unternehmen rechnet wohl mit einem Minus von rund zwei Millionen Kundenkonten, selbst starken Eigenproduktionen zum Trotz. Daher erwägt Netflix auch, auf werbefinanzierte, günstigere Konten zu setzen. Vorstandschef Reed Hastings zeigte sich nach langer Weigerung in der Vergangenheit, solche Modelle zu erwähnen, nach dem Quartalsbericht aufgeschlossener und sagte, dass so etwas „viel Sinn ergeben könnte“.

Quelle: chip.de