James Bond, das ist das, was man wahre Filmtradition nennt, seit nun mehr 58 Jahren. Mit „Keine Zeit zu sterben“ geht es zum 25. Mal auf geheime Mission. Mittendrin Daniel Craig, der nunmehr zum fünften aber auch letzten Mal in die Rolle des charismatischen Agenten 007 schlüpft. „Keine Zeit zu sterben“ wird also ebenfalls die Storyline um Craigs vielschichtige Interpretation der Kultfigur beenden. Ein großes Vorhaben, das wir uns im Kino angesehen haben. Bekommt Daniel Craig einen gebührenden Abschluss? Das verraten wir euch in den kommenden Zeilen.

Darum geht’s:

„Keine Zeit zu sterben“ setzt nach „Spectre“ an. James Bond hat mittlerweile seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand in Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist.

Das ist gut/Das ist schlecht:

Generell ist es nie leicht, einen neuen Bond zu verfilmen. Das war früher so und ist heute nicht anders. Insbesondere deshalb, weil vor jedem neuen Streifen die Erwartungen immens hoch sind und generell im Vorfeld über alles und jeden heiß diskutiert wird. Wir wollen gar nicht auf all die Dinge eingehen – von einer Sorge, die viele im Vorfeld äußerten, einmal abgesehen: Den Gerüchten, man würde Daniel Craigs Bond mit neuen Charakteren die Show stehlen.

Dies kann man mit einem klaren Nein beantworten. In „Keine Zeit zu sterben“ bekommt der aus der Rente emporgestiegene James Bond seinen großen finalen Auftritt. Was Regisseur Cary Fukunaga hier auf die Leinwand gebracht hat, ist schlicht ein fantastischer Spionage-Actionthriller. Ein Film, der auf so vielen Ebenen seine Stärken hat. So fühlt sich „Keine Zeit zu sterben“ wie ein klassischer Bond an, geht aber zugleich auch seine ganz eigenen Wege.

Satte Action und tiefe Tragik

Hierbei stechen all die bombastischen Action-Szenen hervor, aber auch die extrem coolen Set-Pieces, die einfach Kino für die große Leinwand erschaffen. Hinzu kommen die spannenden und ergreifenden Momente, die den Film sehr tiefgreifend, stellenweise tragisch machen. So bekommt „Keine Zeit zu sterben“ eine gute Dynamik – die aber auch nötig ist bei einer Laufzeit von knapp drei Stunden. Dabei gibt es sicherlich die eine oder andere Stelle, die man hätte weglassen können. Ganz so dramatisch ist das schlussendlich jedoch nicht.

Denn langweilig wird es über die gesamte Spielzeit nie. Kommen wir nun aber zu Daniel Craig, der in seinem letzten Film noch mal eindrucksvoll abliefert. Zudem ist es beachtlich, wie er es geschafft hat, der Bond-Figur einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Diese Neuerfindung der Geheimagenten-Figur ist einfach brillant gelungen und wird mit diesem Film akkurat finalisiert. Denn dieser Bond ist weit mehr als ein cooler Superagent: Ein Mann mit Tiefgang, der auch seine verletzliche Seite zeigt – ein Mensch eben.

Daniel Craig und Léa Seydoux strahlen

Neben Craig ist es aber auch Léa Seydoux, die brilliert und in jeder Szene als Madeleine Swann eine starke Screen-Präsenz zeigt. Zudem gefällt dass Swann in diesem Film eine eigene Story erhält, die sich mit der von Bond passend vereint. Rami Malek als Überbösewicht Lyutsifer Safin macht seine Sache indes gut, auch wenn man sich etwas mehr Charaktertiefe gewünscht hätte. Ralph Fiennes ist natürlich mal wieder eine Bank, zudem runden unter anderem sowohl Naomie Harris, Christoph Waltz, Ana de Armas, Ben Whishaw als auch Lashana Lynch als 007-Nachfolgerin den Cast gelungen ab.

„Keine Zeit zu sterben“ punktet aber auch mit seiner dunklen, ja oftmals schon bedrohlichen Atmosphäre. Richtig gut haben auch all die Reminiszenzen an alte Bonds sowie Bezüge auf die vorangegangenen 007-Streifen mit Craig gefallen. Wir sagen nur Vesper Lynd und Grab. Es gibt viele Szenen, bei denen man Gänsehaut bekommt und welche die ohnehin schon hohe Intensität des Films noch mal immens steigern.

Fazit: Man kann vor „Keine Zeit zu sterben“ nur den Hut ziehen. Auch wenn es hier und da ein paar Kanten gibt, so schafft es der Steifen über die ganzen 163 Minuten, auf diversen Ebenen zu unterhalten. Satte Aktion, tiefe Tragik, mächtig Spannung und Emotionen, all das wird geboten und erschafft ein filmisches Kraftpaket, das die Ära Craig gebührend beendet, aber auch den Faden zum ersten Film „Casino Royale“ als letztendliches Gesamtwerk in fünf Akten zu Ende spinnt. Bemerkenswert ist auch, welch phänomenale Charaktertiefe der „neue“ James Bond erhalten hat und durch „Keine Zeit zu sterben“ gekrönt wird. Dennoch fühlt sich „Keine Zeit zu sterben“ wie ein klassischer, actiongeladener Bond an. Chapeau!