Kino-Revolution: Neue Entscheidungen könnten Sehgewohnheiten für immer ändern – Nicht nur wegen der Corona-Pandemie steckt das Kino in der Krise – zahlreiche Streaming-Dienste machen Druck, viele Filmfans bleiben zu Hause und genießen Filme von der Couch aus. Nun bald auch aktuelle Blockbuster – denn das althergebrachte System aus Kinouraufführrung, dann DVD/Blu-Ray und Stream scheint Geschichte zu sein. Möglich macht es ein Deal zwischen Universal und der größten Kinokette der Welt.

17 Tage nach Kinostart dürfen kommende Universal-Blockbuster damit bereits in digitaler Form unters Volk gebracht werden, so der Nenner des Deals, wie die „Bild“ berichtet. Der erste Schritt einer Revolution vor einer ganzen Branche – und ein weiterer Sargnagel für kämpfende Kinos. Der Entscheidung waren Monate eines harten Konflikts zwischen der amerikanischen Kinokette AMC und den Universal Studios in Hollywood vorausgegangen:

Denn wegen der Corona-Krise hatte Universal seinen für das Kino geplanten Animationsstreifens „Trolls World Tour“ kurzerhand direkt im Heimkino erprobt – Streams für umgerechnet elf Euro ließen den Film mit 100 Millionen Kasse machen, ohne dass auch nur eine Kinokasse einen Cent erblickte. So erfolgreich, dass Universal ankündigte, dies bei anderen Filmen umzusetzen.

AMC reagierte darauf erbost – und nahm per Beschluss Universal-Streifen aus dem Programm, seinerzeit und für die nicht absehbare Zukunft.

Diese Entscheidung wurde nun durch den neuen Deal widerrufen. In den USA kommt bereits das neue System der beiden Unternehmen, für den europäischen Markt muss noch verhandelt werden. Hierzulande besitzt AMC zum Beispiel die bekannte Kinokette UCI.

Bei einem solchen Deal gehen bis auf AMC-Lichtspielhäuser allerdings andere Kinos leer aus – und müssen mit noch weniger Einnahmen zurechtkommen. Die Studios machen Kasse, die Kinosäle bleiben leerer, während die Streaming-Giganten und der Endverbraucher profitieren. Für Cineasten und Kinofreunde ist es eine Hiobsbotschaft.

Bislang war es so, dass sich an dem System aus seligen VHS-Zeiten nichts geändert hatte: Filme kamen ins Kino, wurden dann viele Monate später erst für das Heimkino auf Datenträgern veröffentlicht und in Streams. Doch das System von Universal könnte Furore machen. Zumal der Anbieter seine Filme in ausgewählten AMC-Häusern ja noch zeigt und so Doppel-Einnahmen generiert.

Wenn also der dritte Teil von „Jurassic World“ oder der langersehnte „Fast & Furious 9“, beide aus dem Hause Universal, enorme Streaming-Umsätze zu Kinopreisen generieren und erfolgreich in ausgewählten Häusern laufen, dürften Studios wie Disney oder Warner bald auch diesen Braten wittern und selbst ein Stück davon abhaben wollen. Der Beginn eines möglichen Trends, der für Kinos eine Katastrophe bedeuten könnte.

Könnte, denn die Preise des neuen Systems darf man nicht aus dem Blick verlieren:

Um die 20 Dollar werden die hochaktuellen Kinofilme auch im Stream kosten – geliehen, wohlgemerkt. Man darf gespannt sein, ob Endverbraucher mit so einer Preispolitik einverstanden sind, wenn sie dafür das Haus nicht verlassen müssen. Insbesondere, weil man so viele Menschen, Familienmitglieder wie Freunde, vor einem HD-TV parken kann, wie man möchte – und trotzdem nur einmal bezahlt. Ein großer Vorteil gegenüber Einzelpreisen.

Durch die Universal-Entscheidungen wird jetzt alles jedenfalls deutlich schneller – deren Filme sollen laut „Bild“ nun auch früher auf DVD und Blu-Ray erscheinen und dürften entsprechend früher die Kinos wieder verlassen. Man darf gespannt sein, was diese revolutionäre Entscheidung für Wellen schlägt – für Kinobetreiber und Fans großer Multiplex-Kinos mit ihren Eventfilmen ist sie sicher ein harter Brocken.

Quelle: bild.de