Wechsel vom Verbrenner zum Stromer: Mann benötigt 15 Stunden für 286 Kilometer – Eine der wohl größten Hilfen in Sachen Kaufberatung sind Erfahrungsberichte echter Kunden. Solltet ihr aktuell also mit der Anschaffung eines E-Autos liebäugeln, solltet ihr euch vielleicht besser erst einmal das Erlebnis eines Mannes aus den USA zu Gemüte führen, der vom Verbrenner auf einen Stromer umstieg und eine Jungfernfahrt erlebte, die ihn nachhaltig prägen sollte.

Denn für eine Tour, die üblicherweise lediglich zwei Stunden in Anspruch nimmt, benötigte er am Ende ganze 15 Stunden!

Im April kaufte sich Alan O’Hashi aus Colorado mit einem Nissan Leaf seinen ersten Stromer. Mit diesem wollte er sich auf einen Roadtrip begeben, der ihn 4.200 Kilometer durch Wyoming hätte führen sollen. So weit kam er jedoch nicht, denn bereits die ersten 286 Kilometer wurden in dem neuen Wagen zum Albtraum.

Dem amerikanischen Nachrichtensender „Fox Business“ erklärte O’Hashi später, dass es zwei Grunde für die 15 Stunden dauernde Tortur gab: Selbst gemachte Fehler und die fehlende Ladeinfrastruktur.

„Ich hatte etwas recherchiert. Ich wusste ein wenig über Elektrofahrzeuge, das Aufladen und mögliche Hindernisse, und ich habe die Reise ein wenig vorgeplant“, sagte O'Hashi, „aber ich hatte keine praktische Erfahrung damit.“

Er verließ er sich also blind auf die Ladeangaben, die ihm bekannt waren. In der Realität gestaltete sich der Ladevorgang jedoch um einiges länger, als O’Hashi ursprünglich angenommen hatte. 

Das Erlebnis prägte den Mann so sehr, dass er sich Notizen über die Irrungen und Wirrungen von Langstreckenfahrten mit Elektrofahrzeugen machte und dieses Reisetagebuch schließlich in einem Buch mit dem Titel „On the Trail: Electrical Vehicle Anxiety“ (zu Deutsch etwa: Unterwegs: Angst vor Elektrofahrzeugen) veröffentlichte.

„Es ist eine warnende Geschichte, die zeigt, dass die Menschen sich über die derzeitigen Grenzen und die Möglichkeiten der Zukunft im Klaren sein müssen“, so der Elektroautobesitzer.

„Es gibt andere Fahrzeuge, die ich hätte kaufen können, die viel teurer gewesen wären und die meine Reisen viel einfacher gemacht hätten, aber nicht jeder kann in diese Kategorie fallen“, ergänzt O'Hashi. „Ich musste also einige Einschränkungen aufgrund der Ladeinfrastruktur in Kauf nehmen.“

Rachel Wolfe vom Wall Street Journal erging es auf einem Roadtrip von New Orleans nach Chicago ähnlich,

Für diesen hatte sie sich einen neuen Kia EV6 gemietet. Basierend auf dessen Reichweite von 500 Kilometern, plante sie ihre Route akribisch und teilte die Reisetage in vier Abschnitte von jeweils etwa siebeneinhalb Stunden auf.

„Wir würden jeden Tag ein- oder zweimal aufladen und über Nacht in der Nähe unseres Hotels an die Steckdose gehen müssen“, erklärt Wolfe ihren Plan.

Letzten Endes sollte sie jedoch mehr Zeit mit dem Aufladen des Fahrzeugs verbringen als mit Schlafen.

Wie sich zeigte, werden nämlich nicht alle Schnellladegeräte ihrem Namen gerecht: „Um als ‚schnell‘ zu gelten, muss ein Ladegerät etwa 24 kW leisten können. Die schnellsten Ladegeräte können bis zu 350 kW liefern. Unser Ladegerät […] behauptete, diese Norm zu erfüllen, aber es hatte schon Schwierigkeiten, die 20 zu erreichen.“

Wolfes Fazit, nachdem sie nach ihrer Rückkehr ihren Volkswagen Jetta von 2008 volltankte: „Abgase haben noch nie so gut gerochen.“

Weder O’Hashi noch Wolfe sind „Fox Business“ zufolge sonderlich angetan von der Idee, abermals eine Langstreckenfahrt in einem E-Auto zu absolvieren.

Quelle: focus.de