Regenerativer Kraftstoff: Audi gibt V6-Diesel für Bio-Kraftstoff frei – Nicht nur Elektromotoren sind dieser Tage in aller Munde – Unternehmen, die CO2-Neutralität anstreben, setzen mitunter auch auf Verbrennungsmotoren, die von entsprechend nachhaltigen Kraftstoffen gespeist werden können. Auch Audi will umweltverträglichere Verbrenner: Etwa durch Freigabe bestimmter Motoren für sogenanntes HVO statt Diesel.

Dies geht aus einem Bericht von „Auto, Motor und Sport“ hervor. HVO steht demnach für Hydrotreated Vegetable Oil, also „hydriertes Pflanzenöl“. Dafür lässt man das Öl mit Wasserstoff reagieren (Hydrierung), was zu einer Umwandlung der Ölbestandteile zu Kohlenwasserstoffen führt. Diese können getankt werden, sollen dem Bericht zufolge angeblich zwischen 70 und 95 Prozent CO2 einsparen. Hergestellt wird dieser sogenannte BTL-Sprit (Biomass-to-Liquid) etwa aus altem Speiseöl und anderen Rest- und Abfallstoffen.

Bei der Verbrennung wird rund halb so viel CO2 freigesetzt wie beim Diesel.

Zudem sollen HVO über weitaus höhere Cetanzahlen verfügen, womit der Verbrennungsvorgang gegenüber dem Diesel nicht nur sauberer, sondern auch effizienter vonstattengehen soll. Zudem soll damit die Kaltstartbereitschaft von Selbstzündern optimiert werden. Audi hat HVO nun für bestimmte V6-Diesel einschließlich der Varianten mit bis zu 286 Pferdestärken freigegeben. Bedingung: Es muss sich um Modelle handeln, die seit Mitte Februar ausgeliefert werden.

Dabei müssen verwendete HVO-Kraftstoffe die europäische Norm EN 15940 erfüllen. Um den Kraftstoff nutzen zu können, müssen die Fahrzeuge nicht zusätzlich technisch angepasst werden. Besitzer können einen Blick in die Tankklappe riskieren: Findet sich dort die Kennzeichnung XTL („X-to-Liquid“) auf dem Aufkleber, so kann das Fahrzeug HVO nutzen.

Für die Verwendung freigegebene V6-Diesel finden sich in einigen Baureihen:

„Auto, Motor und Sport“ nennt hier den A4, zudem A5, A6, A7, A8, Q7 und Q8. Anfang März 2022 soll auch der Q5 freigegeben sein, im Sommer soll ihm der A6 Allroad in der Ausbaustufe bis 245 Pferdestärken folgen. Auch bei VW gibt es mit dem Touareg in den Leistungsklassen mit 231 PS und 286 PS ein Modell, das diesen nachhaltigen Diesel nutzen darf. Zudem wurden in Europa weitere Audi-Baureihen für HVO freigegeben.

Konkret geht es um die seit Juli 2021 gebauten Diesel-Vierzylinder von Audi A3, Q2 und Q3. Mitte 2021 wurden zudem Modelle in Schweden, Dänemark und Italien als HVO-fähig genehmigt – hier ist die Marktnachfrage dem Bericht zufolge bisher am größten: Von den Modellen, welche auf dem modularen Längsbaukasten fußen, sind die R4 TDI in den Baureihen A4, A5, A6, A7 und Q5 somit für HVO-Nutzung autorisiert.

In Europa beliebt, in Deutschland (noch) Flaute

An über 600 Tankstellen findet sich HVO-Diesel in Europa – die meisten davon stehen in Skandinavien. In der Bundesrepublik hat der Bio-Kraftstoff im Moment nur an wenigen Tankstellen ein Zuhause. Ein möglicher Grund: Der unattraktivere Preis, HVO-Diesel schlägt mit knapp 15 Cent mehr zu Buche als konventioneller Diesel. Audis Freigaben für den Ersatzkraftstoff stellen damit einen Schritt in Richtung mehr Umweltfreundlichkeit für Selbstzünder dar – doch der Bio-Sprit findet sich hierzulande bislang selten.

Quelle: auto-motor-und-sport.de