Hier sitzt ein Meister am SteuerVollprofi Paul Blair beim Autotesting

Hier sitzt ein Meister am Steuer: Vollprofi Paul Blair beim Autotesting – Unabhängig davon, um welche Disziplin es geht, gibt es kaum Beeindruckenderes, als einem Meister seines Faches bei der Zurschaustellung des jeweiligen Könnens zuzusehen. Sicher, wohl nur die wenigsten fänden es interessant, einem Schriftsteller beim Tastatur-Hacken in seiner Schreibwerkstatt über die Schulter zu schauen. Doch sitzt ein absoluter Profi-Fahrer beim sogenannten „Autotesting“ am Steuer, sieht die Sache ganz anders aus.
Der Herr, den wir hier am Steuer eines Vauxhall Striker Kit-Cars mit einem Hubraum von 1.600 Kubikzentimetern sehen, ist Paul Blair. Das Video, welches ihn bei einer offenkundigen Paradedisziplin zeigt, stammt aus dem nordirischen Portrush und entstand der Videobeschreibung zufolge bereits im Sommer 2016. Dem Verfasser dieser Zeilen sagte der Begriff „Autotesting“ bis dato nichts.
Für alle, denen es ebenso geht:
Beim Autotesting handelt es sich um eine Form des Rennsports, welche ganz besonders in Irland und dem Vereinigten Königreich beliebt ist. In diesen Ländern findet es der Videobeschreibung zufolge in Form von Events ganzjährlich statt. Dort steht auch zu lesen, dass viele Spitzenfahrer, etwa aus der Formel 1 oder der Rallye, ihre ersten Gehversuche im Motorsport in dieser Disziplin machten. Schaut man sich an, wie Paul Blair sich hier den Kurs zu Eigen macht, möchte man das sofort glauben.
Denn beim Autotesting geht es darum, das absolute Präzisionsfahren unter Beweis zu stellen – ganz ähnlich einem Fahrsicherheitstraining, wie in der englischsprachigen Wikipedia zu lesen steht, nur eben sportlich. So gilt es etwa, exakt zwischen den Vorder- und Hinterrädern auf einer Linie zum Stillstand zu kommen oder das Fahrzeug am Ende in eine durch Verkehrshütchen angedeutete „Garage“ zu bringen. Auch werden ganze Abschnitte der Tests mitten im Event umgedreht, müssen in umgekehrter Richtung abermals bestanden werden.
Der Sport soll sowohl für Fahrer als auch Zuschauer preiswert sein
Obschon es spezielle Fahrzeuge für das Autotesting gibt, kann es auch mit Straßenautos durchgeführt werden, man bedarf nicht zwangsläufig spezieller Strecken, es kann sowohl auf Asphalt als auch auf Gras durchgeführt werden. Gras wird von vielen Clubs bevorzugt, da es Reifen und Getriebe schont, aber Meisterschaften finden stets auf einer harten Oberfläche statt. Ein Event besteht dabei aus drei bis sechs mit der Stoppuhr festgehaltenen Überprüfungen, wobei jede zweimal abgelegt und die schnellere gewertet wird.
Wird ein Kegel umgehauen, erfolgt eine Strafzeit von zehn Sekunden. Fahren in die falsche Richtung ergibt augenblicklich den höchsten Penalty, welcher sich in der Regel 30 Sekunden unter der schnellsten gefahrenen Zeit der Konkurrenz bewegen muss. Gewonnen hat, wer die Tests binnen der kürzesten Zeit abschließen kann (Strafzeiten inklusive). In den rund einminütigen Rennen geht es nicht nur um das fahrerische Können, sondern auch um das Gedächtnis der Person am Steuer, jeder Aspekt des Kurses muss geistig präsent sein.
In Neuseeland und Australien nennt man solche Wettbewerbe auch „Motorkhana“, in den USA gibt es mit dem „Autocrossing“ etwas Ähnliches
Die Geschwindigkeit bei den Prüfungen ist nicht enorm, die Fahrzeuge treten zudem nacheinander an, daher wird Autotesting als sicherer Rennsport erachtet. Unverzichtbare Fertigkeiten für die Fahrer sind die Beherrschung von Wendemanövern mit der Handbremse, der „J-Turn“ sowie Rückwärtsfahren mit höherem Tempo. Wie das ganze dann in Vollendung aussieht, kann man in diesem Video genießen, hier treffen Drift, Gymkhana und Aspekte der Fahrsicherheitsübungen aufeinander. Viel Vergnügen.