Elektro-MobilitätAral plant massiven Ausbau von Schnellladesäulen

Elektro-Mobilität: Aral plant massiven Ausbau von Schnellladesäulen – Tankstellenbetreiber Aral plant, sein Schnellladenetz für Elektro-Autos massiv auszubauen. Schon bis zum Jahresende will man 500 Ladestationen an 120 Aral-Tankstellen verfügbar machen. „Wir werden die Anzahl unserer Ladepunkte in diesem Jahr verfünffachen“, erklärt Aral-Vorstand Patrick Wendeler.
„Angesichts der steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist die Zeit reif, auch den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen“, so Wendeler weiter. Dazu sollen bis Ende Februar zunächst 100 Ladepunkte mit einer Ladeleistung von 300 oder 350 Kilowatt an 25 Tankstellen realisiert werden.
An diesen soll man dann innerhalb von 10 Minuten Strom für eine Reichweite von bis zu 350 Kilometer aufladen können. Die neuen Ladesäulen sollen dabei unter dem Namen „Aral Pulse“ optisch von den bisherigen Zapfsäulen abgehoben werden. Alte Ladestationen werden entsprechend umgebaut.
Was die zu erwartenden Kosten für den Verbraucher betrifft, kann Aral noch keine Angaben machen, wenn auch klar ist, dass das schnelle Laden teurer wird als das langsame. Wie ein Sprecher des Rohstoffkonzernes BP – dem Aral angehört – erklärte, gäbe es jedoch zahlreiche Anbieter, die ähnlich wie bei Mobilfunktarifen unterschiedliche Verträge und Preise anböten.
Neue Zahlungsmethode
Des Weiteren sei eine Zahlung via Kreditkarte über einen QR-Code möglich, was aktuell mit 69 Cent pro Kilowattstunde zu Buche schlägt. Eine Zahlung per Paypal soll folgen, bis dann im Laufe des Jahres auch ohne Smartphone und direkt mit der Kreditkarte an der Ladesäule gezahlt werden kann.
Es ist davon auszugehen, dass die Pläne unter anderem als Reaktion auf den letztjährigen Autogipfel zu verstehen sind, bei dem Politiker gemeinsam mit der Autobranche den schnelleren Ausbau des Ladenetzes vereinbart hatten. Das Ziel der Bundesregierung sah vor, bis Ende 2022 25 Prozent aller Tankstellen mit einer Schnellladestruktur auszustatten, zwei Jahre später sollen es schon mindestens 50 Prozent sein, Ende 2026 75 Prozent.
Zwar saß die Mineralölindustrie seinerzeit nicht mit am Tisch, jedoch war seitens der Regierung angekündigt worden, mit dieser über eine entsprechende Selbstverpflichtung reden zu wollen. Doch auch die Autobranche selber ist an der Sache dran. Hierzulande hat zuletzt beispielsweise der amerikanische Elektroautohersteller Tesla sein eigenes Netzwerk ausgebaut, und betreibt damit nach eigenen Angaben mittlerweile weltweit gut 2.500 Stationen mit über 23.000 Schnellladepunkten.
BMW, Daimler und mehrere Marken des Volkswagen-Konzerns haben sich mit dem Ziel, an Hauptverkehrsverbindungen in Europa ein Schnellladenetz aufzubauen, indes zusammengeschlossen. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Ionity arbeitet dazu auch mit Mineralölunternehmen wie Shell, Eni oder Avia zusammen.
Aktuell ist das bestehende Netz noch lange nicht ausgelastet, dennoch wächst die Sorge, dass die Ladestruktur mit der Nachfrage an E-Autos nicht wird mithalten können. Ein gemeinsamer Brief des Europäischen Autoverbandes Acea, des Umweltdachverbandes Transport & Environment sowie der Europäischen Verbraucherorganisation Beuc an die EU-Kommissare für Energie, Klima, Industrie und Verkehr fordert deshalb eine Million öffentliche Ladepunkte in der Europäischen Union bis 2024, und bis 2029 drei Millionen. Dem bisherigen Plan der EU-Kommission nach, sollen diese Ziele erst ein Jahr später erreicht werden.
Wie Forscher des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen ermittelt haben, wird der Ausbau des herkömmlichen Ladenetzes um zehn Prozent, die Nachfrage nach Stromern um gut fünf Prozent erhöhen. Im Falle von Schnellladesäulen geht man jedoch von einem vier Mal so hohen Effekt aus.
Und so kommt RWI-Forscher Colin Vance dann auch zu dem Schluss, dass die „mangelnde Ladeinfrastruktur ein wesentlicher Grund für die schleppende Entwicklung der E-Mobilität in Deutschland ist“.
Quelle: faz.net