Bis 2030: Deutschland soll Fahrradland werden – Um bessere Bedingungen für Fahrradfahrer in Deutschland zu schaffen, hat das Bundeskabinett nun einen Nationalen Radverkehrsplan verabschiedet. Die darin enthaltenen Handlungsempfehlungen und Strategien sollen dazu dienen, den Radverkehr auf dem Land und in der Stadt bis 2030 zu fördern.

Bundesverkehrsminister Scheuer verkündet stolz: „Mit unserem neuen Nationalen Radverkehrsplan machen wir Deutschland zum Fahrradland.“

Dazu sieht der Plan bis Ende der 2020er Jahre vor, den Ausbau von Fahrradparkplätzen zu fördern und mehr Radschnellverbindungen zu schaffen. Darüber hinaus enthält der Plan folgende Vorschläge:

  • Die Wege für Fahrräder sollten möglichst getrennt von denen für Autos geplant werden. Zudem sollen bei Neu- oder Ausbauten von Bundes-, Landes- sowie Kreisstraßen zukünftig generell begleitenden Radwege errichtet werden.
  • Die Einrichtung von Fahrradstraßen soll vonseiten des Bundes erleichtert werden.
  • Für die Bodenmarkierungen und Beschilderungen im deutschen Radnetz soll ein einheitliches Design eingeführt werden.
  • Die „Bike and Ride-Offensive“ zum Bau sicherer Fahrradparksysteme soll von Bund und Bahn ausgeweitet werden.
  • Städte und Gemeinden sind angehalten, Radparksysteme an Bahnhöfen und an Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs zu schaffen.
  • Wohnungsbaugesellschaften, Eigentümergemeinschaften, Arbeitgeber und der Einzelhandel sollen beim Bau von Fahrradparksystemen an Bestandsgebäuden finanziell vom Bund unterstützt werden.  

Mehr als 2.000 Ideen waren von Bürgern eingebracht worden, um den Plan mitzuentwickeln. Dabei habe der Wunsch nach einem lückenlosen Radverkehrsnetz und mehr Verkehrssicherheit eine wichtige Rolle gespielt, wie Verkehrsminister Scheuer betonte. Ihm zufolge solle es „kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander“ geben.

„Ich erwarte, dass der Radverkehr gleichberechtigt mitgedacht wird.“

Angedacht ist laut Plan eine Anpassung der Rahmenbedingungen, die dazu führt, dass Bürger bis 2030 gut 180 Wege pro Jahr mit dem Rad zurücklegen, anstatt wie bisher nur 120. Damit stiege die durchschnittliche Weglänge von 3,7 Kilometer auf sechs Kilometer.

Zudem soll die Zahl der im Verkehr getöteten Radfahrer im Vergleich zu 2019 um 40 Prozent sinken. Dazu werden zugunsten des Radverkehrs in Deutschland bis zum Jahr 2023 etwa 1,46 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, so Scheuer.

Der Fahrradclub ADFC lobt den Plan zwar ob dessen richtiger Prioritäten, kritisiert jedoch auch, dass schon die Ziele des letzten Planes nicht erreicht worden seien, waren den Bekenntnissen zum Radverkehr doch viel zu spät Taten gefolgt. Der Radverkehrsplan sei lediglich eine Leitlinie für Bund, Länder, Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft.

Von der nächsten Bundesregierung werde von daher erwartet, mit einem konkreten „Aktionsplan Fahrradland“ messbare Meilensteine, konkrete Ziele bei der Verlagerung des Verkehrs und eine langfristige Finanzierung nachzulegen.

„Vom Fahrradland Deutschland sind wir Stand heute noch Lichtjahre entfernt“, resümierte ADFC-Vizebundesvorsitzende Rebecca Peters.

Auch vonseiten der Politik gibt es Kritik. So tadelte Stefan Gelbhaar, Sprecher für Verkehrspolitik der Grünen Bundestagsfraktion, Scheuer als „Ankündigungsminister“. Ihm zufolge reiche es für eine Verkehrswende und besseren Radverkehr nicht aus, lediglich Papier zu beschreiben und etwas Geld vom Förderkuchen zu reservieren. Ideen und Maßnahmen müssten auch endlich umgesetzt werden.

Quelle: spiegel.de