Auf sämtlichen StraßenForscher schlagen Pkw-Maut vor

Auf sämtlichen Straßen: Forscher schlagen Pkw-Maut vor – Das Elektroauto soll das Fahrzeug der Zukunft sein und Wagen mit Verbrennungsmotor von den Straßen verbannen. Doch die Frage, wie die Verkehrs- und Antriebswende finanziert werden soll, besonders, wenn durch den Wegfall von Benzin und Diesel wesentlich weniger Steuereinnahmen geniert werden können, ist nicht geklärt.
Schließlich wird derzeit die deutsche Infrastruktur noch durch die Energieabgaben finanziert: Steuern auf Diesel und Benzin. Um dieses Finanzproblem der Zukunft zu lösen, schlagen Mitglieder von Agora Verkehrswende, dem Ableger der Lobby-Organisation Agora Energiewende, in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Forschungsinstitut Infra vor, Pkw-Maut-Einnahmen zu generieren.
Weniger Mineralölsteuer-Einnahmen von 13 Milliarden Euro
So geht man dort davon aus, dass bis zum Jahr 2030 die Mineralölsteuer-Einnahmen bei Pkws um rund fünfzig Prozent sinken werden, was einem Minus von 13 Milliarden Euro im Jahr entsprechen würde. Hierbei ist die wegfallende Umsatzsteuer noch nicht mit eingerechnet. Man schlägt im Detail vor, dass man in Deutschland eine streckenbezogene Pkw-Maut einführt – und zwar auf sämtlichen Straßen.
So könne man nicht nur den Steuerausfall kompensieren, sondern auch direkt die Verkehrswende enorm beschleunigen. Die Forscher schätzen, dass man mit den Einnahmen einer Pkw-Maut rund 33 Milliarden Euro im Jahr generieren könnte. Die Pkw-Maut sollte demnach bei 5,4 Cent pro Kilometer liegen.
5,4 Cent pro Kilometer
Auf diesen Betrag kommt Agora, da man dort zu diesem Zweck das amtliche Wegekostengutachten des Bundes hergenommen hat, wonach 2,6 Cent Infrastrukturkosten berechnet werden, die eine Fahrt eines Autos auf Fernstraßen verursacht. Dazu rechnet Agora die Kosten für Folgen von Luftverschmutzung, Lärm und die Natur obendrauf und kommt am Ende auf den Betrag von 5,4 Cent pro Kilometer.
Diesen Preis könnten dann nicht nur die Infrastrukturkosten decken, sondern rund die Hälfte der Einnahmen könnte man laut Agora „gemeinwohlorientiert“ nutzen. Das Prinzip hinter der Pkw-Maut erklärt Agora-Direktor Christian Hochfeld folgendermaßen: „Wer mehr fährt und dadurch die Straßen mehr nutzt und der Allgemeinheit Kosten aufbürdet, der zahlt auch mehr.“ Außerdem sei dieses Mittel gerecht und würde nach Hochfeld auch den Klimaschutz stärken.
Private Dienstleister sollen für den Staat abrechnen
Darüber hinaus besteht die Chance, dass sich die Pkw-Maut sogar „zu einem Digitalisierungs- und Modernisierungsprojekt mit internationaler Vorbildfunktion“ entwickeln könnte. Die Verfolgung der Pkw-Maut soll übrigens laut Agora per Satellitenortung und Handy-App ermöglicht werden, wobei alle Wegstrecken gemessen werden. Private Dienstleister sollen dann für den Staat abrechnen. Hierbei soll es aber Preisunterschiede geben.
Zwar sollen alle Autofahrer zahlen, aber nach dem Agora-Modell nicht jeder gleich viel. So sollen Faktoren wie der Schadstoffausstoß und vor allem das Fahrzeuggewicht darüber entscheiden, wie viel man zahlt. Denn schwere Fahrzeuge beanspruchen die Straßen wesentlich stärker. Auch Zeiten, zu denen man fährt, könnten in die Berechnung mit einfließen. Wer zum Beispiel in der Rushhour am Steuer sitzt, zahle nach Agora dann mehr.
Quelle: sueddeutsche.de